Im US-Wahlkampf hat sich Elon Musk klar auf die Seite von Donald Trump geschlagen. Und wurde dafür belohnt: Zusammen mit dem Unternehmer Vivek Ramaswamy soll er für die neue Regierung das Ministerium für Regierungseffizienz (DOGE) führen.
Verloren hat aber Musks soziales Netzwerk X (ehemals Twitter) – nämlich Nutzerinnen und Nutzer. Allein am Tag von Trumps Wahl zum Präsidenten sollen 115'000 Leute ihre Konten bei X gekündigt haben, schreibt das Nachrichtenportal NBC News. Der grösste Rückgang, seit Musk die Plattform vor zwei Jahren übernommen hat, wird scherzhaft mit den Hashtags «Xodus» oder «Xit» umschrieben.
Ein Sprachrohr für Elon Musk und dessen Freunde
Grund für den Exodus ist die Entwicklung der Plattform hin zu einem Sprachrohr der politischen Rechten. Zwar hatte Musk bei seinem Antritt versprochen, X in eine Plattform «echter Meinungsfreiheit» zu verwandeln. Doch in der Praxis ist daraus das Recht des Stärkeren geworden: Wer für ein verifiziertes Konto zahlt, für einen schwarzen Haken auf blauem Grund, wird auf der Plattform besonders prominent angezeigt.
Das geschieht auch mit den Inhalten von Musk selbst und denen seiner politischen Freunde: Egal, ob man Musk folgt oder nicht: Seine Posts werden auf der «Für dich»-Seite von X stets ganz oben angezeigt. Zusammen mit Inhalten, die rechte Verschwörungstheorien verbreiten oder sich über Liberale und Progressive lustig machen.
Bluesky kann X noch nicht das Wasser reichen
Viele Nutzerinnen und Nutzer, darunter Prominente wie Barbra Streisand und Stephen King, oder das Medienunternehmen «The Guardian», haben die Plattform deswegen verlassen. Auch namhafte Werbekunden wollen ihre Reklame schon länger nicht mehr neben kontroversen Inhalten sehen.
Bluesky, ein dezentralisiertes soziales Netzwerk, das ähnliche funktioniert wie X, scheint der grösste Nutzniesser des #eXit zu sein und zählt mittlerweile über 20 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Bei X sind es aber über 600 Millionen. Damit erreicht Bluesky bis jetzt noch nicht die Bedeutung für den öffentlichen Diskurs, die Twitter einmal hatte und die auch X in Teilen noch hat.
«Triggering the libs»
Twitter war vor allem deshalb so wichtig, weil dort die «Eliten» der Gesellschaft kommunizierten: Politiker, Journalistinnen und Prominente. Mit Musks Übernahme begann dieser Status zu bröckeln. Nun droht die Plattform, zu einer Echokammer des rechten Lagers zu werden, die sich nicht mehr von Netzwerken wie Donald Trumps Truth Social unterscheidet.
Das Dilemma: Immer nur das eigene Echo zu hören ist weit weniger spannend, als den politischen Gegner zu provozieren – «Triggering the libs», wie das in der Sprache der amerikanischen Rechten heisst.
In den letzten Tagen war darum zu beobachten, dass auch Leute auf Bluesky Konten eröffnen, die sich politisch wohl eher auf der Linie von Elon Musk und Donald Trump befinden.