Den Stein ins Rollen gebracht hat die Schweizer «Zeit»-Journalistin Barbara Achermann nach einer halbjährigen Recherche. Die Empörung war riesig, das Medienecho auch.
Ein Schlag ins Gesicht
Sechs Monate Recherche legen nahe, wie wirkmächtig die Mauer aus Angst und Schweigen war. 13 Studierende der Tanzakademie Zürich, kurz taZ, äusserten sich trotzdem. Eine ehemalige Dozentin folgte.
Die Vorwürfe an Schulleitung und sechs Lehrer: Beleidigungen, seelischer Missbrauch, manche seien in die Magersucht getrieben worden.
Bislang hat niemand die Verantwortung übernommen. Konsequenzen? Bisher keine. Vielleicht gibt es die nach Abschluss einer Untersuchung, die bis 2023 dauern soll. Ein Schlag ins Gesicht der 13 Betroffenen, die sich äusserten.
Thomas Meier, scheidender Rektor der ZHdK, erinnert sich im Interview mit «Schweiz aktuell» lediglich an zwei Fälle aus dem Jahr 2015 und 2016. Er weiss von keinen weiteren Fällen.
«Letztes Fleckchen DDR»
Die beiden Schulleiter der taZ, eine Primaballerina und ein Startänzer, seien aus Ost-Berlin nach Zürich gekommen. Die Ost-Tradition wird in der Berichterstattung mehrfach genannt. Auch der damit verbundene Drill.
In der ZHdK habe man von den Büros der beiden Schulleiter als «dem letzten Fleckchen DDR» gesprochen, wird die ehemalige taZ-Dozentin Sima Bürgin im «Tagesanzeiger» vom 10. Juni zitiert. Das scheint einiges zu erklären. Nur: Die DDR hat vor 33 Jahren zu existieren aufgehört.
Denise Welten, die Schulleiterin der Vorgängerschule der taZ und ehemalige Primaballerina, verurteilt im selben Artikel ausdrücklich die Methoden der taZ. Zur ganzen Wahrheit gehöre aber auch, sagt sie, dass «die Oststaaten mit ihrem Drill die Medaillen geholt haben.» Hat man in Zürich die Augen verschlossen und die Methoden um des Erfolges willen in Kauf genommen?
Die Vermittlungsquote der taZ
Erfolg hat die taZ. 80 Prozent der Studierenden finden nach der Ausbildung eine Anstellung. Aber gibt der Erfolg der Schule recht – und den Methoden Drill und Druck, Bodyshaming und Beleidigungen auch?
Nein, sagt Christian Spuck, der Ballettchef des Zürcher Opernhauses. Respekt und Wertschätzung seien angezeigt. Folgt daraus, dass Tänzerinnen und Tänzer durch Respekt und Wertschätzung zwar körperlich und seelisch unversehrt bleiben würden, aber nicht so hoch springen könnten? Finden sie dann keinen Job?
Der Schweizer Choreograf und Direktor des Wiener Staatsballetts Martin Schläpfer sagt gegenüber der Sendung 10vor10, es bestehe Nachholbedarf, was die Ausbildung angehe.