Worum geht es? Donald Trump hat das John F. Kennedy Center for the Performing Arts, das grösste Kulturzentrum in Washington D.C., unter seine Kontrolle gebracht. Der US-Präsident ist nun – was sehr aussergewöhnlich ist – Präsident des Kuratoriums dieser renommierten kulturellen Institution. Gleichzeitig ist ein Trump-Loyalist zum Direktor ernannt worden.
Was bedeutet das fürs Kennedy Center? Es werde keine Drag-Shows und keine «antiamerikanische Propaganda» mehr geben im Kennedy Center, erklärte Trump. Das Programm des Kennedy Center wird wohl ideologisch auf Linie der Konservativen in den USA gebracht, erklärt USA-Korrespondent Andrea Christen. Auch Darbietungen, die Minderheiten thematisieren, bei denen es beispielsweise um Transsexualität geht, dürften fortan im Programm fehlen. «Das Vorgehen hier passt insgesamt zu einem Präsidenten, der autoritäre Züge zeigt, und der seinen Regierungsapparat säubern will von allem, was als ‹woke› angesehen wird», so Christen.
Wie reagiert die Kulturszene? Hunderte von Kunstschaffenden haben von der Regierung gefordert, die Einschränkungen bei der Kulturförderung zurückzunehmen. Manche Kunstschaffende haben ihre Auftritte im Kennedy Center abgesagt oder erklärt, sie wollten dort nicht mehr arbeiten. Ein Auftritt des Schwarzen Rapstars Kendrick Lamar während des Super Bowls während des Finals der Football Liga wurde von manchen als verklausulierte Kritik an Trump interpretiert – und das vor dem grösstmöglichen Publikum. Bei der Oscarverleihung kommenden Sonntag wird sich zeigen, ob aus Hollywood noch offene Kritik an Trump geübt wird. Bislang scheint es in der Filmindustrie eine Art Beisshemmung zu geben.
Wie beeinflusst Trump allgemein die Kultur in den USA? Die Smithsonian Institution, die die Museen betreibt, hat ein Büro, das für mehr Vielfalt sorgen sollte, geschlossen. Das Gleiche hat die Nationalgalerie getan. Auch die Kulturförderung wird ideologisch auf Linie gebracht: Es wird kein Geld mehr für Kulturprogramme gesprochen, die «Gender-Ideologie» thematisieren. Ein Programm, das besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen Zugang zu Kultur ermöglichen sollte, wurde gestoppt. Die nationale Kulturförderung in den USA umfasst jährlich aber nur etwa 200 Millionen US-Dollar, ein winziger Teil des Bundesbudgets. Die Kulturförderung der Bundesstaaten erhält zwar teilweise auch Geld aus Washington, aber zusammen mit den Städten geben sie viel mehr Geld für Kunstprojekte aus als der Bund. Man kann vermuten, dass zumindest von den Demokraten regierte Bundesstaaten in der Kulturförderung zusammen mit den Städten ein Gegengewicht bilden.
Wie geht es jetzt weiter? Donald Trump plant den Staat umbauen. Er verspricht ein goldenes Zeitalter – und meint damit auch die Kultur. Hier zeigt sich, wie umfassend sein Vorhaben ist. Wenn die USA im nächsten Jahr zum Beispiel ihr 250-jähriges Bestehen feiern, werden wir sicherlich sehen, welche Art patriotischer Kultur die Trump-Regierung zur Schau stellen will. Andererseits haben die USA eine lange Tradition von Protestbewegungen. Vielleicht wird sich eine kraftvolle, kreative Gegenbewegung gegen diese zweite Trump-Präsidentschaft organisieren, erklärt Christen.