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Vorerst keine Aufarbeitung Stopp für Missbrauchsstudie bei der reformierten Kirche

Der Rat der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS wollte in einer breit angelegten Studie den sexuellen Missbrauch aufarbeiten. Doch das Kirchenparlament hat den Vorschlag zurückgewiesen. Eine Klatsche für den Rat.

Nicole Freudiger

Religionsredaktorin

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Nicole Freudiger ist Religionsredaktorin bei SRF Kultur. Zuvor war sie Redaktorin beim Regionaljournal Zürich Schaffhausen.

Warum tut sich die reformierte Kirche schwer mit der Studie?

Der Rat und das Kirchenparlament wurden sich nicht einig darüber, wie die Studie zur Aufarbeitung aussehen soll. Der Rat der EKS wollte nicht nur die sexualisierte Gewalt im reformierten Milieu untersuchen lassen, sondern gleich in der ganzen Gesellschaft, mit einer sogenannten Dunkelfeldstudie. Die Universität Luzern hätte 20'000 Menschen befragen sollen, repräsentativ für die gesamte Gesellschaft. So hätte man einen Überblick erhalten, wie weit verbreitet sexuelle Übergriffe sind, auch in anderen Institutionen wie etwa im Sport. Dann hätte man die Besonderheiten herausfiltern können, die für die Reformierten gelten.

Wer ist die EKS?

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Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS ist der Zusammenschluss der evangelisch-reformierten Kantonalkirchen der Schweiz und der methodistischen Kirche. Sie hat 25 Mitglieder. Die EKS ist als Verein organisiert. Die Entscheide fällt das Kirchenparlament, die sogenannte Synode, auf Antrag des EKS-Rates.

Warum hat das Kirchenparlament die Studie abgelehnt?

Die Mehrheit sagte, eine solche gesamtgesellschaftliche Studie sei Aufgabe des Bundes. Zudem haben die Kosten von 1,6 Millionen Franken gerade bei kleinen Landeskirchen für Diskussionen gesorgt. Dass das Kirchenparlament diese breite Studie abgelehnt hat, ist eine Klatsche für den Rat der EKS. Der ist nämlich vorgeprescht, ohne die Kantonalkirchen genügend miteinzubeziehen. Nun hat er die Retourkutsche erhalten.

Wie geht es weiter?

Zum einen soll sich der Rat der EKS beim Bund dafür einsetzen, dass es eine breite Studie zu sexualisierter Gewalt in der Gesamtgesellschaft gibt. Zum anderen soll die EKS eine Arbeitsgruppe bilden: mit externen Fachleuten und Betroffenen, die dann abklären sollen, ob und wie die EKS eine Studie in Angriff nehmen soll. Diese Studie soll aber explizit Übergriffe im Umfeld der reformierten Kirche untersuchen, nicht die Gesamtgesellschaft. Allerdings zieht das die Aufarbeitung in die Länge. Das ist nicht unproblematisch, denn viele Betroffene sind schon älter. Und die Vorstudie der römisch-katholischen Kirche hat gezeigt, wie zentral eine Studie für die Betroffenen sein kann, weil sie gesehen werden und ihr Leid öffentlich anerkannt wird.

Ist bei den Reformierten mit ähnlichen Missständen wie bei den Katholiken zu rechnen?

Ja, das zeigt eine Studie aus Deutschland. Diese hat aufgedeckt, dass der sexuelle Missbrauch auch in evangelischen Kreisen weit verbreitet war. Und hat dafür auch spezifisch evangelische Ursachen benannt. Etwa, dass es an Konfliktkultur fehlt oder dass oft nicht geklärt ist, wer verantwortlich ist. Das ist spannend, weil in der katholischen Kirche genau das Gegenteil als Ursache für sexualisierte Gewalt angegeben wurde: die hierarchischen Strukturen. Die Ursachen herauszufinden ist entscheidend, um zu wissen, wo Prävention ansetzen soll. Deshalb ist eine Studie, die die Schweizer Verhältnisse untersucht, angesagt.

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