Die Kunstsammlung von Cornelius Gurlitt geht ein in die Sammlung des Berner Kunstmuseums, abzüglich der Kunstwerke die NS-Raubkunst sind und der Werke, bei denen der Verdacht nicht restlos ausgeräumt werden kann. Sie sollen den rechtmässigen Eigentümern und ihren Erben zurückgegeben werden.
Kein Zweifel: Das hat gesellschaftliche Bedeutung. Kein Zweifel aber auch: Der Fall Gurlitt hat alles, was Medien brauchen, um relativ schnell Schlagzeilen in relativ grossen Buchstaben drucken zu können. Ein alter Mann, eine geheime Sammlung, ein brisanter historischer Hintergrund, Nazivergangenheit, der Verdacht auf NS-Raubkunst. Gurlitt ist auch eine gute Story.
Begriffsklärung von «NS-Raubkunst»
Link zum Thema
Und doch ist die Aufregung um diese Sammlung berechtigt. Sie ist tatsächlich spektakulär. Keine andere Sammlung in dieser Grössenordnung blieb so lange unentdeckt. Und keine andere Sammlung besitzt diese Geschichte. Zusammengetragen hat sie bekanntlich Hildebrand Gurlitt, der Vater von Cornelius Gurlitt, einer der grossen Kunsthändler im nationalsozialistischen Deutschland.
Gründe genug also für die herrschende Aufregung und das grosse Interesse am Fall Gurlitt. Und dann gibt es da noch ein weiteren Grund. Über NS-Raubkunst lässt sich ohne Fall nicht wirksam sprechen. Nur wenn Kunstwerke plötzlich ihre Geschichte enthüllen, wird klar, was ein Begriff wie «NS-Raubkunst» bedeutet.
Einzelfälle können jetzt erzählt werden
Nur über den Einzelfall ist zu verstehen, was es heisst, dass jüdische Sammlerinnen und Sammler oder ihre Erben nach wie vor darauf warten, ihr Eigentum zurückzubekommen. Und in der Sammlung Gurlitt stecken zahlreiche solche Einzelfälle, die jetzt erzählt werden können.
Was haben die rechtmässigen Eigentümer der verdächtigen Kunstwerke erlebt und erlitten? Wie wurde ihnen das Kunstwerk entzogen? Wurde es geraubt, mussten sie verkaufen? Wer hat sich bereichert? Auch dank Medien-Hype und Aufregung um die Sammlung Gurlitt muss diese Kunstgeschichte nun detailliert erforscht werden. Kunst ohne Geschichte ist nicht mehr zu haben.