1200 Räume, 1742 Fenster. Die längste Seite des fast quadratischen Schlosses misst ganze 249 Meter. Es gibt 1026 Schornsteine und 34 Treppen. Die eindrucksvollste Treppe der Reggia di Caserta ist 18.5 Meter breit, 14.5 Meter hoch und verfügt über 117 Stufen. Die Gesamtfläche des Pallazzos nimmt unglaubliche 47'000 Quadratmeter ein.
Ein Riesenschloss, wo sich die italienischen Bourbonen nur im Frühling und Herbst aufhielten. Wo rauschende Feste gefeiert und im Hoftheater die schönsten Opern der neapolitanischen Schule aufgeführt wurden. Ein Schloss, mit dem man dem Versailles des französischen Sonnenkönigs Konkurrenz machen wollte.
Prächtig, aber anders als in Versailles
Die Reggia di Caserta ist das Glanzstück der beiden unbestrittenen Meister der italienischen Neoklassik, Luigi und Carlo Vanvitelli – Vater und Sohn. Die Vanvitellis sollten nicht nur ein Königsschloss entwerfen und bauen, sondern – so der ausdrückliche Befehl des Königs – den prächtigsten Palazzo überhaupt.
Obwohl viele der historischen Innenräume im frühen 19. Jahrhundert umgebaut und verändert wurden, sind die neoklassizistisch dekorierten Räumlichkeiten weitgehend erhalten geblieben. Sie sind in Dekorationsstil und Einrichtung das genaue Gegenteil des üppigen Barock und des reich dekorierten Rokoko. Damit ist der Palazzo der stilistische Kontrast von Schloss Versailles.
Italiens grösste Krippe
Eines der ganz besonderen Highlights der Reggia ist die Presepe Reale: die königliche Krippe. Sie nimmt ganze 40 Quadratmeter Fläche ein. Mehr als 1200 reich gekleidete Figuren bevölkern die Stadtlandschaft dieser Krippe, die ein fast originalgetreues Abbild einer süditalienischen Ortschaft in der Mitte des 18. Jahrhunderts ist.
Die Reggia di Caserta ist ein Weltkulturgut der Unesco – und ein Schloss im ständigen Umbau. Die Direktorin restauriert und macht in unregelmässigen Abständen Teile des immensen Bauwerks für Besucher wieder zugänglich.
Die Reggia di Caserta erstrahlt in neuem Glanz
Diesmal wurde ein Teil des östlichen Schlossflügels erneuert, der genau zwischen den ehemaligen Apartments der Königin und des Königs liegt. Zu diesen Räumlichkeiten gehört auch die sogenannte Grosse Galerie, die rund 100 Jahre lang Kantine und Kino für die italienische Luftwaffe war. Vor sechs Jahren kam die Schlossdirektion endlich in den Besitz dieser Säle, die in den vergangenen Jahren restauriert wurden.
Im 20. Jahrhundert wurde in der Reggia einiges umgebaut. Dafür wurde kräftig Zement eingesetzt. In der Grossen Galerie etwa war eine Zwischendecke aus Zement eingezogen worden. Jetzt ist das historische Deckengewölbe wieder in seiner ganzen Pracht zu sehen. Dort werden nun Wechselausstellungen gezeigt.
Die Schlossdirektion versucht mit immer neuen Aktivitäten – jetzt auch Ausstellungen – vor allem mehr ausländisches Publikum in den Palazzo zu locken. Mit mässigem Erfolg bislang. Dabei sollte das eindrucksvolle Riesenschloss mit grossem Park, nur eine knappe Zugstunde südlich von Rom, auf dem Reiseprogramm jedes Italientouristen stehen.