Der Gewinner des Deutschen Buchpreises ist gekürt: Frank Witzel wurde für seinen Roman «Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969» ausgezeichnet. Witzels Buch wurde von Kritikern hochgelobt, galt im Wettbewerb aber eher als Aussenseiter.
Von der muffigen Nachkriegszeit
Der 60-jährige Autor schildert im Roman aus der Sicht eines 13-Jährigen, der im Wiesbadener Ortsteil Biebrich heranwächst, die muffige Nachkriegszeit und deren (pop-)kulturellen Umbruch.
Im 800-Seiten-Buch mit dem barocken Titel bedient sich Witzel unterschiedlichster literarischer Formen – ohne chronologische Ordnung. Das Buch mit seinen zahlreichen Perspektivenwechseln ist voll von Episoden, informativen Einschüben und philosophischen Abschweifungen.
«Ein genialisches Sprachkunstwerk»
«Frank Witzels Werk ist ein im besten Sinne massloses Romankonstrukt», begründete die Jury den Preis. In seiner Mischung aus «Wahn und Witz, formalem Wagemut und zeitgeschichtlicher Panoramatik» sei der Roman einzigartig in der deutschsprachigen Literatur. «Mit dem Deutschen Buchpreis wird ein genialisches Sprachkunstwerk ausgezeichnet, das ein grosser Steinbruch ist, ein hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia.»
In der Endausscheidung setzte Witzel sich gegen Jenny Erpenbeck («Gehen, ging, gegangen»), Rolf Lappert («Über den Winter»), Inger-Maria Mahlke («Wie Ihr wollt»), Ulrich Peltzer («Das bessere Leben») und Monique Schwitter («Eins im Andern») durch.
Schriftsteller, Musiker und Illustrator
Der diesjährige Gewinner des Deutschen Buchpreises ist nicht nur als Schriftsteller bekannt. Frank Witzel ist auch Musiker und Illustrator. Mit 22 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. 2001 erschien sein Roman «Bluemoon Baby», zwei Jahre später «Revolution und Heimarbeit». Die Geschichte der Bundesrepublik dient Witzel als Spielwiese für oft groteske Einfälle und literarische Verschwörungstheorien.
Der Deutsche Buchpreis gilt als wichtigste Auszeichnung der Branche. Über den Preis entscheidet eine siebenköpfige Jury. Dem Sieger winkt neben 25'000 Euro in der Regel auch ein Platz auf der Bestsellerliste.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 13.10.2015, 06:50 Uhr.