Welche Musikgenres interessieren Sie für Ihre Sendung?
Ich finde, es gibt immer mehr «herrenlose» Musik, die aber trotzdem ein breites Publikum erreichen kann. Diese Musik interessiert mich. Stücke aus dem Jazz, aus dem Soul, aus Folk oder World Music, die die Kriterien der Privatradios und deren Begleitprogramme nicht mehr erfüllen – weil sie entweder zu lang sind oder zu unkonventionell, bloss instrumental oder zu dynamisch. Ich interessiere mich vor allem für diese Musik und höre sie auch privat. Dann filtere ich heraus, was klanglich gut in ein Begleitprogramm am Radio passen könnte.
Wo findet man die Musik?
Oft auf Social Media-Plattformen. Da wird sie aber nur von gewissen Kreisen beachtet. Ich sehe es als meine Aufgabe, diese Musik denjenigen Menschen zugänglich zu machen, die noch gerne Radio hören und sich von Neuem, Unkonventionellem oder Undergroundmässigen überraschen lassen wollen.
Ihr musikalisches Spektrum ist breit. Besteht da nicht die Gefahr beliebig zu werden?
Meine Hoffnung ist, dass meine Programme einen SRF 2 Kultur Hörer leicht aus der Komfortzone herauslocken, ihn aber nicht gleich überrumpeln. So finde ich es beispielsweise spannend, ab und zu ein intelligentes Hip Hop Thema zu servieren, unbekannte Singersongwriter vorzustellen oder über Protest Songs zu berichten.
Wann ist Hip hop intelligent?
Wenn Hip Hop mit intelligenten Texten und einer differenzierten Botschaft glänzt. Hip Hop, bei dem es nicht um Bling Bling geht, bei dem nicht vor allem nur geflucht wird und bei dem nicht nur ein ohrenbetäubender Beat da ist, sondern Musikalität. Beispielsweise Mos Def oder J Dilla. SRF 2 Kultur Hörer dürfen gerne wissen, wer diese beiden sind – finde ich.
Was macht eine gute Musikprogrammierung aus?
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Abwechslung, aber keine Brüche. Stücke, die aufeinander folgen, dürfen ruhig verschieden sein – müssen aber mindestens einen ähnlichen Parameter haben. Zum Beispiel darf man ein Rocksteady Stück aus Jamaica ruhig nach einem Motown Klassiker spielen, da sie eine ähnlich warme Soundqualität haben. Oder ein Stück aus Mali, nach einem Stück von B.B. King, weil bei beiden die Bluestonleiter vorkommt.
In Ihren Sendungen fokussieren Sie weniger auf die Biografien der Musiker, sondern auf den Kontext. Was ist das für ein Kontext, der Sie interessiert?
Mich interessiert das Biografische schon, aber nicht im Sinn von: «Dieser Musiker hat bereits mit dem und dem gespielt und dann und dann diese Platte aufgenommen.» Mich interessiert der Mensch hinter dem Musiker, seine persönliche Geschichte und ob man einen Bezug zu seiner Musik bekommt. Denn jeder Musiker ist zu allererst einmal Mensch und erst dann Musiker. Das versuche ich möglichst aufzugreifen.
Wie hört der Redaktor Roman Hosek Musik?
Ich höre sehr detailliert in die Musik hinein. Analytisch. Ich erfasse sofort alle Instrumente, wie sie arrangiert sind, wie sie sich mischen. Wenn ich dann aber über Musik spreche, dann hüte ich mich möglichst vor vielen Fachausdrücken. Ich versuche Musik über Bilder und Emotionen zu beschreiben.
Was ist am analytischen Hören für die Hörerinnen spannend?
Zum Beispiel, dass man den Hörer nicht nur auf einen Solisten in einem Stück aufmerksam macht, sondern auch die Begleitung erwähnt. Denn die Begleitung lässt ein Solo erst in einem guten Licht erscheinen. Da das Solo aber im Vordergrund steht, ist die Begleitung oft sekundär.