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Das Rap-Battle ist entschieden Forschung zeigt auf: Das sind die wahren Stars des Hip-Hop

Beats, Image oder Lyrics: Was ist wichtiger im Hip-Hop? Eine neue Studie überrascht mit klaren Antworten auf eine alte Frage.

Am Anfang war der Beat. Als der Hip-Hop in den 1970er-Jahren in der Bronx in New York entstand, benutzte man Plattenspieler, um im sogenannten «Beatjuggling» Rhythmen zu wiederholen.

Später kamen Techniken wie das Cutting, Scratching und das Backspinning dazu, die kreativere und dynamischere Musik aus den Platten herausholten. Und allmählich fingen die DJs und MCs an, durch Sprüche und Kommentare in Reimen ihr Publikum zu animieren. Der Rap war geboren.

Zwei Männer posieren gemeinsam, einer trägt Sonnenbrille.
Legende: Gilt als Gründervater des Hip-Hop: Clive Campbell, alias DJ Kool Herc (links), hier zusammen mit dem Rapper Snoop Dogg. Getty Images/Johnny Nunez

Die Texte wurden immer komplexer, aussagekräftiger und kunstvoller. Der Rapper wurde zum Aushängeschild des Hip-Hop. Seine Stimme, seine Worte und sein Image verhalfen einem Song zum Erfolg.

Das Zusammenspiel zwischen Rhythmus in der Musik und Rhythmus der Silben stand immer noch im Zentrum. Doch durch die Schärfung der Rolle des Produzenten im Tonstudio verschob sich das Beat-Making vom DJ-Pult langsam hinter die Kulissen.

Die Handschrift des Producers

Eine neue Studie von drei Musikwissenschaftlern rückt nun die Rolle der Hip-Hop-Produzenten und -Produzentinnen wieder ins Rampenlicht.

Tim Ziemer, Nikita Kudakov und Christoph Reuter haben beweisen können, dass die Producers ganz klar den Klang einer Hip-Hop-Produktion bestimmen – unabhängig, wer seine Lyrics mit den Beats verwebt.

Unverwechselbarer Fingerabdruck

Mithilfe von zwei Tools wurden verschiedene Hip-Hop-Tracks analysiert. Das sogenannte MFCCs-Verfahren (MFCCs steht für Mel-Frequenz-Cepstral-Koeffizienten) lauschte auf die spektrale Balance eines Songs, also wie «bassig» oder grell ein Stück klingt.

Ein Goniometer untersuchte, wie räumlich der Track abgemischt wurde: Höre ich die Instrumente links oder rechts auf meinen Kopfhörern, oder ganz mono, in der Mitte? Und: Wie weit scheint die Klangquelle von meinem Ohr weg zu sein?

Diese Daten wurden dann von einem künstlichen neuronalen Netz durch maschinelles Lernen (einem Teilbereich der Künstlichen Intelligenz) interpretiert. Die KI zeichnete dann aus den Daten sogenannte Sound-Landkarten.

Zwei Männer in dunklen Anzügen,
Legende: Grösser als vermutet: Der Einfluss von Hip-Hop-Produzenten wie Swizz Beatz (links) und Dr. Dre auf einen Track wurde wissenschaftlich untersucht. Getty Images/Johnny Nunez

Bahnbrechend neu ist nun die Erkenntnis, dass unterschiedliche Stücke des gleichen Produzenten jeweils ähnliche Sound-Landkarten ergeben. Das heisst: Jeder Song, unabhängig von der Stimme seines Interpreten, seiner Interpretin, trägt immer erkennbar den klanglichen Fingerabdruck des Produzenten.

«Jeder Produzent hat seinen eigenen, typischen Sound – sowohl in der spektralen als auch in der räumlichen Balance», sagt Studien-Co-Autor Tim Ziemer. Das könnte zum Beispiel für Streaming-Dienste interessant sein.

Neue Möglichkeiten

Denn Streaming-Dienste wie Spotify schlagen ihrer Hörerschaft jeweils Stücke vor, die ihnen gefallen könnten. «Ich gehe davon aus, dass eine Empfehlung durch Streaming-Plattformen basierend auf ähnlichen Produzenten für Hörerinnen und Hörer interessant sein könnten und eventuell sogar relevanter als solche, die auf ähnlichen Interpreten basieren», ordnet Tim Ziemer die Forschungsresultate ein.

Die Musikwissenschaftler haben ihr Analyse-Tool indessen öffentlich zugänglich gemacht. Es wird also weitere Untersuchungen zulassen. Etwa, wie zentral die Rolle des Produzenten, der Produzentin auch in anderen Musik-Genres ist.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 04.02.2025, 17:40 Uhr

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