Je mehr Schnee im Frühsommer auf den Gletschern liegt, desto langsamer schmelzen sie ab während der heissen Monate. Im vergangenen Winter hatte sich im Hochgebirge viel Schnee angesammelt. Eine gute Nachricht also für die Schweizer Gletscher, welche in den letzten Jahrzehnten massiv an Eisvolumen verloren haben. Die Freude währte aber nicht lange: Die warmen Tage sind noch nicht vorbei, doch die Jahresbilanz ist bereits wieder negativ.
Das Schweizerische Gletschermessnetz GLAMOS erforscht die langfristigen Änderungen der Gletscher. Während der Jahre 2010 bis 2020 erlitten die Gletscher durchschnittlich ab August einen Nettomassenverlust, also dass insgesamt mehr Eis geschmolzen als dazugekommen ist.
Dieses Jahr setzte der Nettomassenverlust nur wenig später ein. Für Matthias Huss, Leiter von GLAMOS, ist es erstaunlich, dass der Effekt des schneereichen Winters so schnell nachgelassen hat. Er nennt insbesondere zwei Gründe dafür. Zunächst einmal fiel im Juli und bisherigen August auch im Hochgebirge kaum Neuschnee, welcher den Schmelzvorgang effizient bremsen würde. Zudem liegt ausserordentlich viel Saharastaub auf den Gletschern.
Saharastaub auf Schnee verändert dessen Albedo: Weisser Schnee reflektiert einen grossen Anteil des einfallenden Sonnenlichts, während eine dunklere Schneeoberfläche dieses vermehrt absorbiert und sich dadurch schneller erwärmt. Viele erinnern sich wohl an die markanten Saharastaub-Ereignisse dieses Frühlings. Nachdem die Schichten mit Saharastaub zunächst eingeschneit worden waren, kamen sie schliesslich im Verlaufe des Sommers wieder hervor und beschleunigen nun das Abschmelzen.
Die Gletscher werden also auch dieses Jahr an Masse verlieren. Der Verlust dürfte aber geringer ausfallen als in den beiden Jahren zuvor.