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Nachtzug statt Flugzeug? – Die harte Realität hinter dem Nachtzug-Comeback
Aus NZZ Format vom 23.05.2024.
Bild: SRF/NZZ Format abspielen. Laufzeit 28 Minuten 57 Sekunden.

Nachtzüge in Europa Reisen im Nachtzug: Zwischen Hype und Ernüchterung

Nachtzugreisen liegen im Trend und gelten als klimafreundliche Alternative zum Flugzeug. Doch im Ausbau des europäischen Nachtzugnetzes harzt es.

Frühlingserwachen im Nachtzugverkehr

Der Trend zum Nachtzug ist bei den Bahnbetrieben angekommen: Die SBB verzeichnen 2023 mit 600'000 Reisenden einen neuen Rekord. Und mit dem neuen CO₂-Gesetz will die Politik Nachtzüge und weitere internationale Zugverbindungen mit jährlich 30 Millionen Franken subventionieren.

Unser jüngster Wagen ist von 1991, der älteste von 1955.
Autor: Elmer van Buuren Gründer Nachtzug-Startup «European Sleeper»

Jahrzehntelang vernachlässigt

Lange wehte ein anderer Wind. Europas Staatsbahnen haben Milliarden in Hochgeschwindigkeits-Züge investiert, auf Triebzüge gesetzt und gleichzeitig die Nachtzüge vernachlässigt. Man ging davon aus, dass bei den Nachtzügen kein Geld mehr zu verdienen sei.

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Das europäische Nachtzug-Netz ist in den letzten 30 Jahren geschrumpft
Aus NZZ Format vom 23.05.2024.
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Die Krux: Die jahrzehntelange Vernachlässigung führte dazu, dass heute das Wagenmaterial fehlt. Elmer van Buuren vom niederländischen Start-up «European Sleeper» kämpft mit der harten Realität des Nachtzugverkehrs: «Unser jüngster Wagen ist von 1991, der älteste von 1955.»

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Die Dokumentation «Nachtzug statt Flugzeug? – Die harte Realität hinter dem Nachtzug-Comeback» von «NZZ Format» ist auf Play SRF verfügbar.

Wie Österreich zu Europas Nachtzug-Hotspot wurde

Die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB sind Europas Nachtzug-Marktführer. Wie kam es dazu? Kurt Bauer ist Leiter Personenverkehr bei den ÖBB. Er erklärt, dass andere Länder – Deutschland, die Beneluxländer, aber auch die Schweiz – nahe an Hochgeschwindigkeits-Infrastruktur liegen. Wien mit seinen 2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hingegen nicht. «Wenn man den Osten Österreichs weiterhin mit der Schiene anbinden möchte, bleibt fast nur der Nachtzug.»

Nachhaltigkeit war damals noch nicht im Fokus. Eher die Frage: Was machen die Ösis da?
Autor: Kurt Bauer Leiter Personenverkehr ÖBB

Als die ÖBB 2016 den «Nightjet» launchen, steht Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch nicht im Fokus der öffentlichen Debatte. Und doch hätten sich viele für die Pläne der ÖBB interessiert und gefragt: «Was machen die Ösis da?», erzählt Bauer. Doch trotz guter Spürnase für den später folgenden Hype: Auch der Marktführer kämpft mit fehlendem oder altem Wagenmaterial.

Die Nachtzüge der Zukunft

Das Wagenmaterial ist nicht die einzige Herausforderung für die Bahnunternehmen. Flugreisen sind in vielen Fällen noch immer günstiger als Nachtzüge. Das liegt unter anderem daran, dass ein Nachtzug nur einmal täglich, beziehungsweise nächtlich, Passagiere transportieren kann. Ein Flugzeug jedoch fliegt gerade bei Kurzstrecken mehrmals hin und her, während der Nachtzug tagsüber oft stillsteht.

Neue Zugdesignkonzepte sollen Abhilfe schaffen. So könnten die Nachtzüge der Zukunft tagsüber hin und nachts zurückfahren – mit wechselbarer Sitz- und Liegeausstattung.

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Zugdesign: So könnte ein Tag-Nacht-Zug zukünftig aussehen
Aus NZZ Format vom 23.05.2024.
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Mehr Komfort, grössere Zielgruppe

Die bessere Auslastung könnte die Preise drücken. Um neue Zielgruppen für Nachtzugreisen zu begeistern, bräuchte es aber auch mehr Komfort, ist Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes überzeugt: Einzelabteile, modernere Ausstattung, ein grösseres Netz.

In der heutigen Form sehe ich keine Chance für die Nachtzüge.
Autor: Thomas Sauter-Servaes Mobilitätsforscher ZHAW

Der YouTuber, der alle Nachtzüge Europas kennt

2019 zeigt eine vom VCS in Auftrag gegebene Studie, dass 62 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer grundsätzlich bereit sind, für internationale Reisen den Nachtzug zu nehmen. Aktuell sind Nachtzüge aber immer noch ein Nischenangebot, das von einer – im Verhältnis zum Flugzeug – kleinen Zielgruppe genutzt wird.

Zum Beispiel von Thibault Constant. Der YouTuber nimmt seine 255'000 Follower mit auf seine Zugreisen quer durch die Welt und kennt alle Nachtzüge Europas. «Mir fehlt nur noch der eine Nachtzug zwischen Serbien und Montenegro.»

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255'000 Follower verfolgen die Zugreisen von YouTuber Thibault Constant
Aus NZZ Format vom 23.05.2024.
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«NZZ Format», SRF 1, 23.05.2024, 23:08

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