Noch ist nichts entschieden: Neben dem amerikanischen Konzern General Electric GE buhlt auch die deutsche Siemens um die Energiesparte von Alstom. Offenbar führt der amerikanische Konzern GE nun aber ein neues Argument ins Feld, um die französische Regierung von seinem Angebot zu überzeugen.
Laut «Aargauer Zeitung» plant GE demnach, den Sitz der Abteilung thermische Kraftwerke nach Belfort in Frankreich zu verlegen. Dort betreibt GE bereits eine Turbinenfabrik. Eine französische Zeitung hat das entsprechende Schreiben von GE an die französische Regierung veröffentlicht, wie die «Aargauer Zeitung» in ihrer Samstagsausgabe ausführt.
Stadtammann Geri Müller zeigt sich optimistisch
In der Schweiz wären demnach 4000 Arbeitsplätze von einer Verlagerung nach Frankreich bedroht. Alstom ist mit knapp 6500 Angestellten der grösste private Arbeitgeber im Kanton Aargau. Noch am Freitag hatte der Badener Stadtammann Geri Müller gegenüber Radio SRF betont, dass er an den Standort Baden glaube. «Die Kraftwerksparte von Alstom ist hier gut verankert, sie dürfte deshalb in Baden bleiben, egal wer künftig Besitzerin der Alstom ist.»
Aargauer Regierung schaltet sich ein
Die französische Regierung hatte sich kritisch zu einer allfälligen Übernahme von Alstom durch die amerikanische Firma GE geäussert. Alstom gilt als industrielles Aushängeschild Frankreichs. Offenbar wollen die Amerikaner nun Boden gut machen im Übernahmekampf.
Der Aargauer Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann nimmt diese «Drohung» ernst. «Aus unternehmerischer Sicht ist es sicherlich nicht so einfach, die Kompetenzen aus Baden und Birr einfach nach Belfort oder sonst einen Ort in Frankreich zu verlegen», gibt Hofmann gegenüber Radio SRF zu bedenken. «GE will Geld verdienen, da wäre die Aufgabe des Standorts Baden sicher keine gute Idee.»
Hofmann begründet seine Argumentation damit, dass französische Alstom-Vertreter «aus innenpolitischen Gründen» schon länger versuchten, gewisse Teile des Konzerns nach Frankreich zu verlagern. «Das haben sie bisher allerdings auch nicht gemacht, und das wird seine Gründe haben. In Gesprächen mit der Alstom Schweiz hiess es bisher denn auch immer, dass man den Standort Baden sogar noch ausbauen wolle», so Hofmann weiter.
Gespräche mit Alstom und dem Bundesrat
Trotzdem wollen sich Urs Hofmann und die Aargauer Regierung gegen einen möglichen Stellenabbau wehren. «Wir können nicht einfach die Hände in den Schoss legen», bestätigt Hofmann einen Bericht der Zeitung «Schweiz am Sonntag». Man sei in Gesprächen mit der Alstom-Leitung, aber auch in persönlichem Kontakt zu Bundesrat Schneider-Ammann.
«Dieser wird sich in Frankreich ganz vehement für die Beibehaltung der Arbeitsplätze in Baden einsetzen, auch weil er die Bedeutung von Alstom für den Aargau und die Schweiz kennt.» Für nächste Woche seien diverse Treffen vereinbart, so Hofmann weiter.
Es geht um über 10'000 Arbeitsplätze im Aargau.
Eine allfällige Reduktion der Alstom-Aktivitäten im Aargau hätte volkswirtschaftlich weitreichende Konsequenzen, gibt Urs Hofmann zu bedenken. «Neben den gut 6000 Arbeitsplätzen bei Alstom selber sind auch Tausende von Arbeitsplätzen bei Zulieferfirmen und Dienstleistern potentiell betroffen. Wir sprechen hier von über 10'000 Arbeitsplätzen im Aargau.»
Urs Hofmann hofft, dass «die grosse Politik» in Frankreich keine allzu grosse Rolle spiele in diesem ganzen Übernahmepoker. So oder so werde es wohl noch einige Zeit dauern, bis Gewissheit herrscht. Weder Alstom noch die Wettbewerbsbehörden haben sich bisher abschliessend zu den Übernahmeplänen geäussert. Der Ausgang des Pokers bleibt damit weiterhin offen, ebenso das Schicksal der Aargauer Alstom-Arbeitsplätze.