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Wirtschaft Fusionswelle: «Viele Multis schwimmen im Geld»

Die Liste von Firmenübernahmen und Zusammenschlüsse ist lang. General Electric und Siemens wollen Alstom übernehmen. Die Zementhersteller Holcim und Lafarge fusionieren. Es gibt gute Gründe, warum sich viele Firmen gerade jetzt zusammenschliessen, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Oberer.

SRF: Eine Fusion, eine Übernahme folgt auf die nächste: Kann man diesen Trend mit Zahlen unterlegen?

Thomas Oberer: Alleine die Fusionen und Übernahmen seit Beginn dieses Jahres haben einen Wert von einer Billion Dollar, also 1000 Milliarden. Das ist sehr viel in knapp vier Monaten – so viel wie letztmals vor dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000.

Warum kommt es gerade jetzt zu all diesen Zusammenschlüssen?

Es gibt zwei Gründe: Einerseits sind die Zinsen weltweit immer noch sehr tief. Die Notenbanken versuchen damit die Wirtschaft anzukurbeln. Die Chefs der grossen Firmen nützen dies aus und beschaffen sich billiges Geld. Der noch wichtigere Grund ist jedoch, dass viele Firmen über sehr viel Bargeld verfügen. In den letzten Krisenjahren haben sie sich mit Investitionen zurückgehalten. Sie haben Geld beiseite gelegt, das sie jetzt für Übernahmen einsetzen.

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General Electric möchte die französische Alstom übernehmen, der Pharmamulti Pfizer ist an der britischen Astra Zeneca dran – warum greifen amerikanische Firmen nach europäischen Konkurrenten und fusionieren nicht im eigenen Land?

Das hat mit dem Geld zu tun. Die US-Firmen haben riesige Mengen von Kapital im Ausland gebunkert. Man spricht von bis zu 2000 Milliarden Dollar. Wenn sie dieses Geld in den USA einsetzen würden, müssten sie darauf gut 30 Prozent Steuern zahlen. Wenn sie es in Europa investieren, kommen sie in den meisten Ländern viel günstiger weg. Sie können so in Europa die Steuern optimieren und gleichzeitig europäische Konkurrenten verhältnismässig billig schlucken.

Welche Ziele verfolgen denn Firmen in der Schweiz oder in Europa?

Für Schweizer und europäische Firmen steht die Steueroptimierung nicht im Vordergrund. Da geht es eher darum, wie die Firmen neu aufgestellt werden können, so dass mehr Gewinn möglich wird. Novartis ist dazu ein gutes Beispiel. Der Basler Pharmakonzern fokussiert sich auf Pharma, Augenheilmittel und Generika und stösst die renditeschwachen Sparten Impfstoffe, Tiergesundheit und rezeptfreie Medikamente ab. Die Firmenchefs in Europa überlegen sich im Moment genau, was noch zur Firma passt und was nicht. Je nach dem wird dann ge- oder eben verkauft.

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