Schweinezüchter haben nicht den besten Ruf: Unter den Bauern gelten sie quasi als «Industrielle». «Wir erhalten keine Direktzahlungen, deshalb mussten sich die Schweinezüchter früh auf den Markt einstellen und rentabel produzieren», erklärt der 36-jährige Schweinebauer Peter Anderhub. Trotzdem hat er sich bereits mit 20 Jahren für diesen Beruf entschieden.
Gut zehn Jahre später hat sich Anderhub einen Traum erfüllt: 2011 hat er einen eigenen, neuen Stall eröffnet. Oberhalb von Muri leben 140 Mutterschweine mit ihren Ferkeln. Bauer Anderhub kümmert sich im Alleingang um alle diese Tiere. «Bei der Planung des Stalls gab es für mich drei wichtige Punkte: Das Tierwohl, die Effizienz und die Umwelt.»
Bodenheizung und Futter auf Abruf
Diese Bedingungen erfüllt der Hightech-Stall von Schweinezüchter Anderhub. Den Schweinen ist es wohl: Die Tiere leben in grossen Stallungen, die die Tierschutznormen übertreffen. Eine Bodenheizung sorgt für angenehme Wärme, eine aufwändige Lüftung sorgt für Abkühlung im Sommer. Einige Schweine können sogar selber wählen, wann sie fressen wollen. Ausserhalb des Stalls erkennt eine Futterstation die Schweine an einem Chip im Ohr und füllt dann computergesteuert die richtige Menge Futter in den Trog.
Dem Bauer nimmt der Hightech-Stall viel Arbeit ab. Lüftung, Heizung und Beleuchtung sind über Sensoren gesteuert und funktionieren über weite Strecken automatisch. Die Verwaltung der Tiere übernimmt ein Computersystem, der Bauer hat ständig ein drahtloses «Terminal» bei sich, in dem er über Strichcodes alle Daten seiner Tiere abrufen kann.
Herbstserie Schweinestall
Besucher aus dem In- und Ausland im Schweinestall
Auch die Umwelt profitiert: Der grosszügige und gut eingerichtete Schweinestall sorgt dafür, dass die Tiere ziemlich sauber sind. Das gibt weniger Gestank für die Umgebung. Gleichzeitig ist der Stall viel besser isoliert als andere Bauten. «Ich habe zum Beispiel normale Hausfenster einbauen lassen», erklärt Bauer Anderhub bei Radio SRF. Die Stromkosten seien im Vergleich zu früher viel tiefer: «In meinen alten Pachtställen habe ich 45'000 Franken bezahlt pro Jahr, jetzt sind es noch 10'000 Franken.»
Die Investition in Tierwohl, Effizienz und Umwelt lohnt sich am Schluss auch finanziell, ist Bauer Anderhub überzeugt. Er wolle damit auch andere Berufskollegen ermuntern: «Man muss etwas wagen, um zu bestehen.» Die Ermunterung scheint zu funktionieren: Anderhub konnte einen Innovationspreis des Aargauer Bauernverbandes entgegen nehmen und immer wieder besuchen andere Schweinezüchter seinen Stall, sogar aus dem Ausland.
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Bild 1 von 14. Von aussen sieht der Schweinestall von Bauer Peter Anderhub ziemlich unauffällig aus. 100 Meter lang ist er, aus Beton und Holz gebaut. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 14. Konstantes Klima, sauberes Stroh: Die Schweine fühlen sich offenbar «sauwohl». Und sie entwickeln verhältnismässig wenig Geruch. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 14. Bauer Peter Anderhub ist digital vernetzt: Per Strichcode lädt er die Informationen über seine Tiere auf ein Handgerät. Dort kann er alle wichtigen Eigenschaften seiner Mutterschweine ablesen: Fütterungsdaten, Anzahl Ferkel, Antibiotika-Behandlungen etc. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 14. Im Büro des Stalls liegt die Schaltzentrale für die aufwändige Lüftungsanlage. Daneben hängt das Zertifikat an der Wand, das Peter Anderhub für seinen Hightech-Stall erhalten hat: Der 2. Rang beim Innovationspreis des Aargauer Bauernverbandes. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 14. 140 Schweine produzieren hier Nachwuchs. Die Anzahl Ferkel pro Wurf wird als «Leistung» bezeichnet. Schweinehaltung ist heute eine Art Industrie: Trotzdem könne man das Tierwohl in den Mittelpunkt stellen, ist Bauer Anderhub überzeugt. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 14. Die Ferkel schlafen und liegen in speziell isolierten Liegekästen (nicht im Bild). Diese werden mit Strom nur punktuell und damit sehr sparsam beheizt. Die meiste Wärme stammt von den Ferkeln selbst. Auch eine Massnahme zum Energie- und Kostensparen. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 14. Dieser Eber ist für den Nachwuchs von Peter Anderhub besorgt: Das Schwein in der Nachbarstallung geht bereits auf Tuchfühlung. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 14. Der Eber ist ein imposantes, aber freundliches Tier. Bauer Anderhub ist stolz auf seinen Zuchtvater. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 14. Diese Schweine bei Bauer Anderhub können selber entscheiden, wann sie fressen wollen. Sie stehen dafür Schlange bei der automatischen Fütterungsstation. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 14. Schwein für Schwein kommt so zum Futtertrog: Die Fütterungsstation scannt den Chip im Schweineohr und meldet dem Computer, welches Schwein gerade um Futter bittet. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 14. Der Computer weiss nun, ob das Schwein in der Station noch Anrecht auf Futter hat und er bestimmt die zu fütternde Menge: Dann wird die entsprechende Menge automatisch in den Futtertrog gelassen, mit Wasser gemischt. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 14. Wasser gibt es selbstverständlich à discretion: Dieses Schwein macht sich gerade genüsslich am Wasserhahn zu schaffen. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 14. Glückliche Schweine erkennt man daran, dass sie leicht zur Seite geneigt nebeneinander liegen. Das erklärt der Schweinebauer. Eher scherzhaft fügt er an: «Wenn sie Ringelschwänzchen haben, sind sie zufrieden.» Diese Volksweisheit ist nämlich wissenschaftlich nicht bewiesen. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 14. Immer wieder erhalten die Schweine von Bauer Anderhub Besuch: Wanderer, Vereine oder Bauern aus dem In- und Ausland wollen erfahren, wie man besonders effizient glückliche Schweine züchtet. Bildquelle: SRF.