«Ich bin mit zwei Müttern aufgewachsen – seit meinem dritten Lebensjahr. Meine Eltern haben sich damals bei der Arbeit kennengelernt und ineinander verliebt.» Und sie waren fortan ein Paar. Seine Eltern, zwei Frauen.
Er ist Pan Gander, 39 Jahre alt, selbständiger Informatiker und Imker. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Kanton Bern. Seine leibliche Mutter hatte sehr jung geheiratet, wurde schwanger. Doch der Vater wollte kein Kind – die Familie brach auseinander.
Die Partnerin meiner Mum hat sich sehr bewusst für mich entschieden.
Ganz anders dann die neue Partnerin seiner leiblichen Mutter: «Die Partnerin meiner Mum sagte immer wieder, dass sie sich sehr bewusst für mich und meine Mum entschieden hat.» So war es für den Jungen ganz normal, mit zwei Frauen aufzuwachsen – und auch, offen darüber zu reden, schon im Kindergarten, später auch in der Schule.
Zwei Muttertagsgeschenke
«Ich habe es nicht als Rundumschlag der ganzen Schule erzählt. Aber meine nahen Freunde und teils auch die Lehrerinnen und Lehrer wussten, wie ich aufwachse.» Für den Muttertag bastelte er jeweils ein Geschenk für beide. «Ich habe mal ein Zertifikat mit einem grossen Herz gezeichnet, weil sie für mich die besten Mütter der Welt sind.»
An negative Reaktionen anderer wegen seiner beiden Mütter könne er sich nicht erinnern, sagt Pan Gander. «Ich kann mich nicht besinnen, dass ich im Kindesalter deswegen gehänselt wurde. Ich mochte kein Fleisch und habe bis 14 Jahre keines gegessen. Dafür wurde ich gehänselt.» Sonst aber habe er eine glückliche Kindheit gehabt.
«Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, ich hätte davon einen Schaden getragen oder mir würde etwas fehlen.» Nicht heute, nicht damals – ausser vielleicht das eine Spielzeug, das er als Kind unbedingt haben wollte und nicht bekam, einen Gameboy. Eine andere Familienkonstellation habe er sich aber nie gewünscht.
Trotzdem: In gewissen Situationen habe er sich schon auch Gedanken gemacht, wie es wäre, mit einem Vater aufzuwachsen. Zum Beispiel, wenn er Väter mit ihren Söhnen habe fischen sehen. «Aber dann ging ich mit meiner Mutter oder meinem Onkel fischen.»
Und er habe seine männlichen Bezugspersonen gehabt, sie auch bewusst gesucht. «Im Turnverein, in der Verwandtschaft, im Bekanntenkreis. Ich habe von ihnen abgeschaut und gelernt, mich mit Männern identifiziert.»
Alle Menschen können gute Eltern sein.
Heute ist Pan Gander selbst Vater, hat einen zweijährigen Sohn, lebt mit seiner Partnerin in einer grossen Wohngemeinschaft in der Nähe von Bern. Er frage sich schon oft, ob er wohl ein guter Vater sei, aber da sei er wohl nicht der einzige.
«Alle Menschen können gute Eltern sein. Auch gleichgeschlechtliche Paare können ein schönes Setting schaffen, damit Kinder mit dem grösstmöglichen Respekt und dem Kindeswohl im Zentrum aufwachsen können.»
So wie er es selbst erlebt hat und immer noch tut. Seine Eltern – seine beiden Mütter – sind nämlich immer noch zusammen. Seit fast 40 Jahren.