- Anfang November hätte eine Mehrheit der Stimmberechtigten für die Konzernverantwortungs-Initiative gestimmt.
- 46 Prozent wären «bestimmt» und 11 Prozent «eher» dafür gewesen und unterstützen somit die Initiative mit 57 Prozent Ja-Stimmen.
- Die Gegner der Vorlage konnten seit der 1. SRG-Trendumfrage im Oktober acht Prozentpunkte aufholen und liegen bei 41 Prozent.
Gemäss der 2. SRG-Trendumfrage von Anfang November konnte die Konzernverantwortungs-Initiative seit der 1. Umfrage im Oktober (63 Prozent Ja) im Verlauf der Abstimmungskampagne eine Ja-Mehrheit (57 Prozent) halten. Waren im Oktober noch 18 Prozent «eher dafür», schrumpfte dieser Anteil inzwischen auf 11 Prozent. Zusammen mit den noch Unentschiedenen (zwei Prozent) werden sie für den Ausgang der Abstimmung entscheidend sein.
Während der inzwischen intensivierten Abstimmungskampagne konnten die Gegner der Vorlage acht Prozentpunkte aufholen und die Befürworter verloren sechs Prozentpunkte. Somit läuft der Trend bei der Meinungsbildung in Richtung eines Neins, aber die Unterstützer der Konzernverantwortungs-Initiative haben nach wie vor eine Mehrheit.
Es zeigt sich, dass bei der fortgeschrittenen Meinungsbildung die ablehnenden Argumente seit Oktober die noch Unentschlossenen stärker überzeugt haben.
Der Nein-Trend ist eine sehr typische Situation für eine Volksinitiative, sagt Politikwissenschaftlerin Martina Mousson von gfs.bern. Die Konzernverantwortungs-Initiative sei mit viel Zustimmung gestartet und könne einen guten Sockel davon halten. Aber «die tendenzielle Zustimmung bricht aktuell etwas weg und die grosse Frage ist, wie viel davon kann über die Ziellinie getragen werden.»
Parteibindung entscheidet
Parteipolitisch betrachtet ist die Konzernverantwortungs-Initiative ein Anliegen von links, das von Mitte-rechts abgelehnt wird. Seit der Umfrage im Oktober haben sich die Meinungen in den beiden politischen Lagern weiter gefestigt.
Die Frage ist, wie viel von der Zustimmung über die Ziellinie getragen werden kann.
In der politischen Mitte sind die Anhänger der CVP «gekippt» – sie orientieren sich gegenüber der ersten Umfrage aktuell an der Parole der Mutterpartei; das zeigt der Nein-Trend von 49 Prozent bei 47 Prozent Ja-Anteil.
Der stärkste Umschwung zu einem Nein-Trend zeigt sich bei den Parteiungebundenen. Deren Nein-Anteil hat sich innerhalb eines Monats von 21 auf 41 Prozent fast verdoppelt.
Frauen sagen deutlich Ja
Der grösste Graben bei den Meinungen zur Konzernverantwortung besteht zwischen den Geschlechtern. «Der Geschlechterunterschied bleibt bestehen und ist wirklich bemerkenswert. In der ersten Trend-Umfrage vom Oktober war es noch so, dass Frauen [72 %] deutlicher für die Konzernverantwortungs-Initiative waren als Männer [55 %]», sagt Mousson.
«Mittlerweile hat der Nein-Trend in beiden Geschlechtergruppen bei den Männern zu einer Patt-Situation geführt [49 % Ja]. Bei den Frauen aber hält sich eine deutliche Ja-Mehrheit [54 %].»
Entscheiden wird das Ständemehr
Es könnte also trotz allem knapp werden. Sollte es tatsächlich zu einem Ja-Volksmehr kommen, entscheidet bei Volksinitiativen aber immer auch das Ständemehr, betont Mousson: «Wir werden in diesem Fall besonders auf die Kantone der Zentral- und Südostschweiz schauen müssen, weil sie in dieser Frage quasi als ‹swing states› bezeichnet werden könnten.» Das aktuelle Stimmenverhältnis (Ja-Mehrheit) und die Meinungsbildung (Nein-Trend) seien gegenläufig und liessen damit den Abstimmungsausgang offen.