Die Schweizer Medienlandschaft lichtet sich zunehmend. Innerhalb von 20 Jahren sind über 70 Zeitungstitel verschwunden und die Werbeeinnahmen brechen weiterhin ein. Gleichzeitig macht sich ein Strukturwandel bemerkbar: Während die traditionellen Printmedien Abonnentinnen und Abonnenten verlieren, ziehen Onlinemedien eine wachsende Leserschaft an.
Bundesrat und Parlament fordern nun ein Massnahmenpaket, um die Medien zusätzlich finanziell zu unterstützen. Davon würden vorderhand kleinere und regionale Medien profitieren, so der Tenor des Bundes. In der «Arena» zur Abstimmung am 13. Februar stellte sich Medienministerin Simonetta Sommaruga als Vertreterin von Bundesrat und Parlament den Gegnerinnen und Gegnern der Vorlage.
Umstritten, wo das zusätzliche Geld hinfliesst
Denn bislang ist unklar, an wen die Millionenbeträge im Detail verteilt werden. Bundesrätin Sommaruga kehrte in der Sendung immer wieder zum erklärten Hauptanliegen der Vorlage zurück. Es sei das Ziel, kleine und mittelgrosse Medien zu stärken, damit die lokale Berichterstattung gewährleistet sei – und zwar in allen Sprachregionen. Die Medienministerin hob auch die Dringlichkeit der Massnahmen hervor.
Denn die Medien würden zunehmend Werbeeinnahmen an internationale Plattformen wie Google und Facebook verlieren. Der finanzielle Druck schwäche die lokale Berichterstattung. «Jedes Mal, wenn eine Zeitung in der Region verschwindet, ist das ein Verlust für die Bevölkerung», sagte Sommaruga. Denn dann fehle eine Redaktion vor Ort, die die Leute kennt und den Behörden auf die Finger schaut, sagte die ehemalige Konsumentenschützerin.
Auch grosse Verlage würden profitieren
Gemeint sind etwa die TX Group oder Ringier, die vom Massnahmenpaket begünstigt wären. Peter Weigelt, ehemaliger FDP-Nationalrat und Präsident des Referendumskomitees, sagt, mit der Vorlage würde der Status quo der heutigen Grosskonzerne zementiert. Die Gegnerinnen und Gegner störten sich in der Sendung insbesondere daran, dass die bisherige Auflagenobergrenze von 40'000 Exemplaren für die indirekte Presseförderung aufgehoben würde.
Dadurch würden neu auch grosse Medienkonzerne von einer verbilligten Postzustellung profitierten. «Der grösste Teil des zusätzlichen Geldes wird zu den Grossverlagen fliessen, die bereits jetzt viel Gewinn machen», sagte SVP-Nationalrätin Esther Friedli. Für die kleineren Medien bleibe dabei wenig übrig. «Die Vorlage schiesst an dem vorbei, was man eigentlich wollte», sagt Friedli.
Streitpunkt war in der Sendung auch die Frage, ob bei einem Ja zur Vorlage die Unabhängigkeit der Medien erhalten bliebe oder die Demokratie gefährdet wäre. Einig waren sich Befürworterinnen wie Gegner darin, dass die Medien als vierte Gewalt im Staat eine zentrale Funktion haben, sie übten eine gewisse Kontrollfunktion aus, deckten Missstände auf. Dazu müssten sie unabhängig sein und die kritische Distanz zu den Behörden wahren können.
Kritischer Journalismus sei beeinträchtigt
Nämlich dann, wenn Medien finanziell vom Staat abhängig würden, den sie eigentlich kritisieren müssten, sagte Philipp Gut, Journalist und Geschäftsführer des Referendumskomitees. Für Brisanz sorgte vor allem die geplante direkte Förderung von Onlinemedien, wodurch Redaktionen direkt finanziell unterstützt würden. «Dadurch würden Beamte in Bern entscheiden, ob sie Geld sprechen oder nicht», sagt Esther Friedli. Das führe doch offensichtlich dazu, dass es Abhängigkeiten gibt zwischen dem geldgebenden Staat und den Medien.
Martin Candinas, Mitte-Nationalrat, widersprach, die Unabhängigkeit der Medien werde durch die staatlichen Fördergelder nicht tangiert. «Wenn die Kriterien klar sind und es keinen Leistungsauftrag gibt, wie es bei dieser Vorlage der Fall ist, dann ist die Unabhängigkeit gewahrt», sagte er. Ohne diese Vorlage komme man erst in diese Abhängigkeit, denn dann seien es Financiers, die die Medien finanzierten. Das sei der Transparenz abträglich, denn «dann weiss man nie so recht, wie die Zeitungen finanziert sind», so Candinas.
Die Debatte in der «Arena» hat gezeigt, dass die Vorlage ein grosses Dossier ist, in das viele Partikularinteressen eingeflossen sind. Gemäss der GFS-Umfrage im Auftrag der SRG ist der Ausgang der Abstimmung vom 13. Februar noch völlig offen: Zurzeit sprechen sich 48 Prozent der Befragten für die Medienförderung aus, genauso viele wollen das Massnahmenpaket ablehnen.