Die bürgerlichen Parteien konnten die Schweizer Stimmbevölkerung nicht von ihren Parolen überzeugen. «Wir müssen über die Bücher», sah Mitte-Präsident Gerhard Pfister an der Präsidentenrunde ein.
Thierry Burkart, Präsident der FDP, interpretierte nicht zu viel in nur einen Abstimmungssonntag: Das Misstrauen der Bevölkerung habe nicht grundsätzlich zugenommen.
Man habe es aber nicht geschafft, dem Volk die Vorlagen zu erklären und warum es dem Parlament und dem Bundesrat folgen solle, sagt Manuel Strupler von der SVP-Parteileitung.
Er zieht aber etwas Gutes aus der Abstimmung heraus: «Wir haben ein aktives Volk. Die letzten Abstimmungen haben gezeigt, dass wir eine hohe Stimmbeteiligung haben. Das ist wichtig für eine direkte Demokratie.»
Von einem Freudentag spricht SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer. «Der heutige Tag ist eine Klatsche für das bürgerliche Parlament.» Es sollen nicht länger Konzerne auf Kosten der Bevölkerung begünstigt werden.
Der heutige Tag ist eine Klatsche für das bürgerliche Parlament.
Das Förderpaket für die Medien wurde mit 54.6 Prozent abgelehnt. Burkart sieht drei Gründe dafür: «Das Paket war erstens überladen. Zweitens hat die Mehrheit der Bevölkerung eingesehen, dass es nichts bringt, wenn man eine Branche an den Staatstropf hängt und Subventionen spricht. Drittens will man unabhängige Medien haben.»
Das Resultat enttäuscht Meyer. Es wäre wichtig gewesen, die Medienvielfalt zu fördern. Es sei aber unbestritten, dass man weiterhin kleine und mittlere Verlage unterstützen müsse. Sie macht ihrer Partei einen eigenen Vorwurf: «Man hat dem Kompromiss der Mitte zuliebe zugestimmt. Doch diese half dann nicht beim Abstimmungskampf.»
Pfister nennt einen anderen entscheidenden Punkt: «Das Volk hat nicht eingesehen, dass wir ein Problem haben. Journalismus wird heutzutage als gratis betrachtet. Das macht es schwierig, der Bevölkerung auf einmal zu sagen, dass sie zahlen muss.» Auch seine Partei sei gespalten gewesen: «Soll man wirklich grosse Medienhäuser, denen es gut geht, unterstützen? Unternehmen, die während der Pandemie Dividenden auszahlen?»
Die Bevölkerung hat gemerkt, dass es keine unabhängigen Medien gibt, die am Staatstropf hängen.
Strupler glaubt an einen anderen Grund für das Nein: «Die Bevölkerung hat gemerkt, dass es keine unabhängigen Medien gibt, die am Staatstropf hängen. Medienvielfalt von Staat bezahlt ist nicht mehr Vielfalt.» Es könne nicht sein, dass der Staat es eingreifen müsse, wenn etwas marktwirtschaftlich nicht funktioniere. «Der Markt soll das regeln, aber sicher nicht mit Steuergeldern.»
Wie weiter mit der Medienförderung?
Dass nach dem Nein etwas passieren muss, darin sind sich die vier Teilnehmenden einig. «Es ist unbestritten, dass journalistische Leistung entschädigt werden muss», sagt Strupler. Das sieht auch Pfister so. Es brauche eine Diskussion über das Leistungsschutzrecht und eine Medienförderung für kleine Medien im Strukturwandel.
Der Schutz des geistigen Eigentums ist wichtig und hilft den Medienhäusern.
Dem Wunsch nach einem Leistungsschutzrecht schliesst sich auch Burkart an. Das komme demnächst von Bundesrätin Karin Keller-Sutter. «Der Schutz des geistigen Eigentums ist wichtig und hilft den Medienhäusern.»
Journalismus wird heutzutage als gratis betrachtet. Das macht es schwierig, der Bevölkerung auf einmal zu sagen, dass sie zahlen muss.
Auch eine Weiterführung oder Aufstockung der indirekten Presseförderung, um den Strukturwandel abzufedern, wäre ein Vorschlag, so der FDP-Präsident. «Damit diejenigen, die klassisch Zeitung lesen wollen, das auch weiterhin machen können.» Online-Medienförderung hingegen sei ein Tabu.
Meyer von der SP betont, dass es eine Neuauflage brauche, um die Förderung der kleinen und mittleren Verlage und die Vielfalt gewährleisten zu können. Auch über eine Digitalsteuer könnte man in Zukunft nachdenken.