Am 13. Februar wählen die Stimmberechtigten der Stadt Zürich ein neues Stadtparlament (Gemeinderat) und ihre Stadtregierung (Stadtrat). Die Ausgangslage ist spannend: Um die neun Sitze im Stadtrat rangeln gleich 17 Kandidatinnen und Kandidaten.
Sitzgewinn für linke Parteien ist realistisch
Die drei linken Parteien – SP, Grüne und die Alternative Liste – besetzen aktuell sechs Sitze in der Zürcher Stadtregierung. Die Chance, dass sie diese Mehrheit halten können, ist mehr als intakt. Gemeinsam haben die drei Parteien einen Wähleranteil von fast 53 Prozent und so haben sie bei Wahlen ein ziemlich leichtes Spiel. Denn die drei linken Parteien halten zusammen.
Acht Bisherige verteidigen ihre Sitze
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Bild 1 von 8Legende: Corine Mauch (SP) ist seit 2009 Stadtpräsidentin und will dies auch vier weitere Jahre bleiben, was ihr problemlos gelingen dürfte. Dieses Mal gibt es nicht einmal einen Gegenkandidaten. ZVG
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Bild 2 von 8Legende: André Odermatt (SP) führt seit zwölf Jahren das Hochbaudepartement und ist somit einer der dienstältesten Stadträte. ZVG
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Bild 3 von 8Legende: Rapahel Golta (SP) wurde 2014 in den Zürcher Stadtrat gewählt. Er ist Vorsteher des Sozialdepartementes. ZVG
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Bild 4 von 8Legende: Daniel Leupi (Grüne) wurde 2010 in den Zürcher Stadtrat gewählt. Zuerst führte er das Polizeidepartement, 2013 wechselte er zu den Finanzen. ZVG
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Bild 5 von 8Legende: Karin Rykart (Grüne) eroberte 2018 einen zweiten Sitz für die Grünen. Seither steht sie dem Polizeidepartement vor. ZVG
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Bild 6 von 8Legende: Filippo Leutenegger (FDP) wurde 2014 in den Stadtrat gewählt. Zuerst stand er dem Tiefbau vor. Seit 2018 führt er das Schul- und Sportdepartement. zVG
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Bild 7 von 8Legende: Michael Baumer (FPD) schaffte 2018 den Einzug in den Stadtrat. Er führt die Industriellen Betriebe und ist so zum Beispiel für den Trambetrieb verantwortlich. Er gilt als Wackelkandidat. ZVG
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Bild 8 von 8Legende: Andreas Hauri (GLP) schaffte 2018 als erster Grünliberaler den Sprung in den Zürcher Stadtrat. Er eroberte den Sitz auf Kosten der SP und steht dem Gesundheits- und Umweltdepartement vor. ZVG
Bei den Gesamterneuerungswahlen 2018 beispielsweise bewarben sich sechs Linke für die Stadtregierung. Alle wurden mit den besten Wahlergebnissen gewählt. Jetzt treten sogar acht Linke zur Wahl an. Dies dürfte reichen, um ihre Sitze problemlos zu verteidigen. Vielleicht liegt sogar noch ein weiterer Sitz für die SP mit Kandidatin Simone Brander drin – auf Kosten der Bürgerlichen.
Der FDP-Wackelkandidat
Zittern muss vor allem Stadtrat Michael Baumer (FDP). Als Vorsteher der Industriellen Betriebe konnte er sich in den letzten Jahren nicht gross öffentlich profilieren. Ausserdem hat er rein rechnerisch den schwersten Stand: Er wurde 2018 mit dem schlechtesten Ergebnis gewählt. Wären damals mehr linke Kandidatinnen angetreten, hätte er die Wahl vielleicht gar nicht geschafft. 2022 könnte er der linken Dominanz zum Opfer fallen.
Weniger Sorgen muss sich hingegen Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) machen. Er konnte sich in Klima-Fragen und während der Corona-Krise profilieren und darf auf Support aus der linken Wählerschaft hoffen.
Geschickter Schachzug der Grünen
Die Grünen schicken neben ihren beiden Bisherigen noch den 24-jährigen Klima-Aktivisten Dominik Waser ins Rennen. Er steht zwar nicht in der Pole Position, um gewählt zu werden. Aber seine Kandidatur ist auf jeden Fall ein geschickter Schachzug der Grünen. Sie wollen mit Waser auch für die Gemeinderatswahlen junge Wählerinnen und Wähler ansprechen, die durch die Klimastreiks politisiert worden sind.
Diese neun Neuen treten an
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Bild 1 von 9Legende: Dominik Waser soll für die Grünen einen dritten Sitz holen. Der erst 24-Jährige hat sich in der Klimabewegung einen Namen gemacht. Ein politisches Amt hat er jedoch nicht. SRF
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Bild 2 von 9Legende: Simone Brander steigt für die SP ins Rennen. Die langjährige Gemeinderätin soll den vierten Sitz zurückerobern, den die Partei 2018 an die GLP verloren hat. ZVG
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Bild 3 von 9Legende: Nebst ihren zwei Stadträten setzt die FDP auch auf eine Frau: Sonja Rueff-Frenkel soll einen dritten Sitz ergattern. Die 49-jährige Rechtsanwältin sitzt heute im Kantonsrat. ZVG
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Bild 4 von 9Legende: Walter Angst soll den Sitz der Alternativen Liste verteidigen. Ihr Stadtrat Richard Wolff tritt als Einziger nicht mehr an. Walter Angst ist langjähriger Gemeinderat und Sprecher des Zürcher Mieterverbandes. ZVG
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Bild 5 von 9Legende: Die SVP schickt gleich zwei Kandidaten ins Rennen: Stephan Iten ist Unternehmer und sitzt im Zürcher Stadtparlament. SRF
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Bild 6 von 9Legende: Roland Scheck, der zweite Kandidat der SVP, ist Bauingenieur und seit 2011 im Zürcher Kantonsrat. Er kandidierte bereits 2014 für den Zürcher Stadtrat, blieb er aber erfolglos. ZVG
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Bild 7 von 9Legende: Serap Kahriman will für die jungen Grünliberalen einen Sitz erobern. Die gelernte Gärtnerin und Juristin hat heute kein politisches Amt inne. ZVG
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Bild 8 von 9Legende: Die EVP schickt Gemeinderat Roger Föhn ins Rennen. Der Sigrist aus Schwamendingen soll der Partei vor allem zu mehr Stimmen verhelfen und sicherstellen, dass sie die 5-Prozent-Hürde knackt. ZVG
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Bild 9 von 9Legende: Josef Widler soll die Mitte-Partei (vormals CVP) vor allem wieder zurück ins Stadtparlament führen. Die Partei verlor bei den letzten Wahlen alle Sitze im Parlament und den Sitz im Stadtrat. Josef Widler ist Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft und seit 2014 im Kantonsrat. ZVG
Auch nicht ausser Acht lassen darf man Walter Angst von der Alternativen Liste, ein langjähriger, etablierter Linker. Wenn der linke Schulterschluss funktioniert, hat er durchaus Chancen, den Sitz seines abtretenden Parteikollegen Richard Wolff zu erben.
Mitte und SVP sind praktisch chancenlos
Gleich mit zwei Kandidaten tritt die SVP an, die seit über dreissig Jahren nicht mehr in der Regierung vertreten ist. Rein rechnerisch würde der Partei ein Sitz im Stadtrat zustehen. Aber den Kandidaten gelingt es nie, über ihren Wähleranteil hinaus Stimmen zu holen. Auch Gemeinderat Stephan Iten und Kantonsrat Roland Scheck dürften deshalb vor allem dazu dienen, dem Wahlkampf für die Parlamentswahlen Schub zu verleihen. Dasselbe gilt für den Mitte-Kandidaten Josef Widler und den EVP-Kandidaten Roger Föhn. Sie sind sozusagen «Wahlkampflokomotiven».