Am Schluss ist es dann doch so gekommen, wie es viele erwartet haben: Gemeinderätin Simone Brander hat für die Sozialdemokraten den vierten Sitz im Stadtrat zurückerobert. Sie übernimmt mit dem sechsten Platz den Sitz, der durch den Rücktritt von AL-Tiefbauvorsteher Richard Wolff freigeworden ist, deutlich mit 46'732 Stimmen. «Es ist ein grossartiges Gefühl», freut sich die 43-Jährige. «Ein sechster Platz hätte ich mir nie erträumen lassen.»
Die Wahl Branders ist keine Überraschung, obschon die SP mit ihr auch ein gewisses Risiko eingegangen ist. Die 43-jährige Veloaktivistin sorgte vor ihrer Nominierung zur Stadtratskandidatin für Negativschlagzeilen. So wurde sie vom Bezirksgericht verurteilt, weil sie während des coronabedingten Veranstaltungsverbots an einer Velo-Demonstration teilgenommen hatte.
Zurück zu alter Stärke
Mit Branders Wahl ist die SP nun wieder mit vier Sitzen in der Zürcher Stadtregierung vertreten. Dies, nachdem die Partei bei den Wahlen 2018 einen Sitz an die Grünliberalen verloren hatte. Damals verkündete Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen kurz vor den Wahlen ihren Rücktritt, die Partei stellte keine Kandidatin, keinen Kandidaten mehr auf.
Jetzt kehren die Sozialdemokraten in der Regierung zu alter Stärke zurück. Neben Brander schafften erwartungsgemäss auch Corine Mauch, die weitere vier Jahre Stadtpräsidentin bleibt, Sozialvorsteher Raphael Golta und Hochbauvorsteher André Odermatt die Wiederwahl ohne Probleme.
Baumer erzittert sich weitere vier Jahre
Eine Sensation blieb bei den Wahlen 2022 aus. Obschon FDP-Stadtrat Michael Baumer bis zur Auszählung des letzten Wahlkreises um seine Wiederwahl zittern musste. Er rettete sich auf dem neunten Platz über die Ziellinie, das Nachsehen hatte Walter Angst von der Alternativen Liste, der sich um rund 1200 Stimmen geschlagen geben musste. «Es war ein Wechselbad der Gefühle», sagte Baumer. Er sei aber froh, dass es gereicht habe. Baumer profitierte womöglich vom Bisherigen-Bonus. Seit 1998 wurde in der Stadt Zürich kein Bisheriger mehr abgewählt.
Dies bewahrheitet sich jetzt also auch im Jahr 2022. Die FDP hält ihre beiden Sitze – neben Baumer schaffte auch Schulvorsteher Filippo Leutenegger die Wiederwahl. Die Grünen konnten nicht zulegen und besetzen mit Daniel Leupi und Karin Rykart weiterhin zwei Sitze. Komplettiert wird das Gremium mit dem bisherigen Andreas Hauri von den Grünliberalen.
Dies waren die Kandidierenden für den Stadtrat
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Bild 1 von 17. Corine Mauch (SP) ist seit 2009 Stadtpräsidentin und will dies auch vier weitere Jahre bleiben, was ihr problemlos gelingen dürfte. Dieses Mal gibt es nicht einmal einen Gegenkandidaten. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 17. André Odermatt (SP) führt seit zwölf Jahren das Hochbaudepartement und ist somit einer der dienstältesten Stadträte. Bildquelle: ZVG.
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Bild 3 von 17. Raphael Golta (SP) wurde 2014 in den Zürcher Stadtrat gewählt. Er ist Vorsteher des Sozialdepartementes. Bildquelle: ZVG.
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Bild 4 von 17. Daniel Leupi (Grüne) wurde 2010 in den Zürcher Stadtrat gewählt. Zuerst führte er das Polizeidepartement, 2013 wechselte er zu den Finanzen. Bildquelle: ZVG.
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Bild 5 von 17. Karin Rykart (Grüne) eroberte 2018 einen zweiten Sitz für die Grünen. Seither steht sie dem Polizeidepartement vor. Bildquelle: ZVG.
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Bild 6 von 17. Filippo Leutenegger (FDP) wurde 2014 in den Stadtrat gewählt. Zuerst stand er dem Tiefbau vor. Seit 2018 führt er das Schul- und Sportdepartement. Bildquelle: zVG.
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Bild 7 von 17. Michael Baumer (FPD) schaffte 2018 den Einzug in den Stadtrat. Er führt die Industriellen Betriebe und ist so zum Beispiel für den Trambetrieb verantwortlich. Er gilt als Wackelkandidat. Bildquelle: ZVG.
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Bild 8 von 17. Andreas Hauri (GLP) schaffte 2018 als erster Grünliberaler den Sprung in den Zürcher Stadtrat. Er eroberte den Sitz auf Kosten der SP und steht dem Gesundheits- und Umweltdepartement vor. Bildquelle: ZVG.
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Bild 9 von 17. Dominik Waser soll für die Grünen einen dritten Sitz holen. Der erst 24-Jährige hat sich in der Klimabewegung einen Namen gemacht. Ein politisches Amt hat er jedoch nicht. Bildquelle: ZVG.
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Bild 10 von 17. Simone Brander steigt für die SP ins Rennen. Die langjährige Gemeinderätin soll den vierten Sitz zurückerobern, den die Partei 2018 an die GLP verloren hat. Bildquelle: ZVG.
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Bild 11 von 17. Nebst ihren zwei Stadträten setzt die FDP auch auf eine Frau: Sonja Rueff-Frenkel soll einen dritten Sitz ergattern. Die 49-jährige Rechtsanwältin sitzt heute im Kantonsrat. Bildquelle: ZVG.
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Bild 12 von 17. Walter Angst soll den Sitz der Alternativen Liste verteidigen. Ihr Stadtrat Richard Wolff tritt als Einziger nicht mehr an. Walter Angst ist langjähriger Gemeinderat und Sprecher des Zürcher Mieterverbandes. Bildquelle: ZVG.
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Bild 13 von 17. Die SVP schickt gleich zwei Kandidaten ins Rennen: Stephan Iten ist Unternehmer und sitzt im Zürcher Stadtparlament. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 17. Roland Scheck, der zweite Kandidat der SVP, ist Bauingenieur und seit 2011 im Zürcher Kantonsrat. Er kandidierte bereits 2014 für den Zürcher Stadtrat, blieb er aber erfolglos. Bildquelle: ZVG.
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Bild 15 von 17. Serap Kahriman will für die jungen Grünliberalen einen Sitz erobern. Die gelernte Gärtnerin und Juristin hat heute kein politisches Amt inne. Bildquelle: ZVG.
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Bild 16 von 17. Die EVP schickt Gemeinderat Roger Föhn ins Rennen. Der Sigrist aus Schwamendingen soll der Partei vor allem zu mehr Stimmen verhelfen und sicherstellen, dass sie die 5-Prozent-Hürde knackt. Bildquelle: ZVG.
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Bild 17 von 17. Josef Widler soll die Mitte-Partei (vormals CVP) vor allem wieder zurück ins Stadtparlament führen. Die Partei verlor bei den letzten Wahlen alle Sitze im Parlament und den Sitz im Stadtrat. Josef Widler ist Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft und seit 2014 im Kantonsrat. Bildquelle: ZVG.