- 55 Prozent der Stimmberechtigten wollen der Initiative Pestizidverbot gemäss SRG-Umfrage zustimmen, 42 Prozent sind dagegen.
- Die meisten haben sich ihre Meinung bereits gebildet. Nur 3 Prozent sind noch unentschlossen.
- Doch der Graben zwischen den Sprachregionen, Parteien und Altersgruppen ist tief.
Hätte die Schweiz bereits am 23. April über die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» abgestimmt, wäre diese deutlich angenommen worden. Zu diesem Ergebnis kommt die erste SRG-Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR.
Die Initiative fordert ein Verbot synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege. Auch der Import von Lebensmitteln, die mit synthetischen Pestiziden hergestellt wurden oder die solche enthalten, soll verboten werden.
Dieses Anliegen stösst in linken Kreisen auf offene Ohren. Die Wählerschaft der Grünen, der SP und der GLP befürwortet die Initiative grossmehrheitlich – besonders deutlich ist die Zustimmung bei den Grünen mit 96 Prozent. Die Sympathisanten der bürgerlichen Parteien positionieren sich mehrheitlich auf der Gegenseite, hier ist die Ablehnung bei der SVP mit 61 Prozent am höchsten.
Im Vergleich zur zweiten Agrarinitiative, über die am 13. Juni ebenfalls abgestimmt wird, erfährt die Initiative Pestizidverbot derzeit etwas mehr Zustimmung. «Dieser minimale Vorsprung ist auf Personen zurückzuführen, die für die Initiative Pestizidverbot stimmen und bei der Trinkwasser-Initiative im Moment noch unentschieden sind», erklärt Lukas Golder vom Forschungsinstitut gfs.bern.
Das könne sich noch ändern, doch: «Vielleicht ist die Idee eines Pestizidverbots besser vermittelbar als der Weg über die Subventionen, wie er bei der Trinkwasser-Initiative vorgesehen ist.»
Dies fällt beim hohen Anteil an Befragten auf, die sich selber keiner Partei zuordnen und die Initiative bereits in dieser frühen Phase des Abstimmungskampfes befürworten. Mit 55 Prozent will eine Mehrheit der Partei-Ungebundenen für die Initiative Pestizidverbot stimmen, während sich nur eine Minderheit von 47 Prozent für die Trinkwasser-Initiative aussprechen will.
Die Zustimmung zur Initiative Pestizidverbot steigt mit zunehmendem Alter. So sind nur 48 Prozent der 18- bis 39-jährigen Befragten derzeit dafür, während Personen im mittleren Alter die Vorlage mehrheitlich annehmen wollen (54 Prozent). Deutlich höher ist der Ja-Stimmenanteil bei den Rentnerinnen und Rentnern – 62 Prozent wollen ein Ja in die Urne legen.
Viel Sympathie besteht für das Anliegen zudem in der italienischsprachigen Schweiz. 65 Prozent der Tessiner Befragten sagen derzeit Ja. «Besonders der Grundsatz, wonach der Einsatz von giftigen, chemischen Substanzen nicht vereinbar mit einer nachhaltigen Landwirtschaft ist, zieht», verrät Golder.
Die Meinungsbildung ist schon weit fortgeschritten: 61 Prozent der Befragten äussern bereits feste Stimmabsichten. Beide Agrarinitiativen starten gemäss SRG-Umfrage mit einer Mehrheit. Doch diese kann leicht kippen, erklärt Lukas Golder. «Es ist bereits eine intensive Debatte in Gang, bei der es um die zukünftige Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik, um Produktpreise und den Umweltschutz geht. Das sind hochemotionale Themen, die polarisieren. Und die Gegnerschaft hat sich bereits gut sichtbar formiert.»