Die Stadt Bern hat wieder einmal ein Wochenende mit Gewalt und Konfrontationen hinter sich. Auf der Schützenmatte und vor der Reitschule kam es am Samstag zu wüsten Szenen: Krawallmacher warfen Feuerwerkskörper, Steine und Eisenstangen, die Polizei reagierte mit Reizgas und Gummischrot.
Was nützt es da, dass die unterdessen autofreie Schützenmatte zum Kulturort umgebaut wurde, mit Bars und Konzerten? Dieses Angebot sollte den Platz gerade beruhigen.
SRF News: Alec von Graffenried, am Brennpunkt dieser Stadt brennt es wieder. Was ging Ihnen durch den Kopf am Wochenende?
Alec von Graffenried: Ich war bodenlos enttäuscht, ich habe das so nicht erwartet. Eigentlich sind wir in einer anderen Entwicklung, wir wollen diesen Raum Schützenmatte ja beleben und aufwerten mit dem kulturellen Angebot. Von dem her habe ich das überhaupt nicht erwartet und wurde auf dem falschen Bein erwischt.
Mehrere Verletzte, vier Stunden Scharmützel – ging für Sie das Konzept nicht auf?
Im Ergebnis ist es sicher nicht aufgegangen. Auch wenn viel Gewaltbereitschaft da ist, erwarten wir, dass deeskaliert wird. Das ist kurzfristig nicht gelungen, weil sich der Konflikt schlussendlich über drei bis vier Stunden hingezogen hat. Das lief suboptimal, so dass Verbesserungspotential vorhanden ist.
Fehlt es an der Sensibilität der Polizei?
So weit will ich nicht gehen. Wir werden das im Gemeinderat anschauen und auch mit der Polizei darüber reden, was aus ihrer Sicht schief lief. Für mich ist klar: Es gibt keinen rechtsfreien Raum, auch nicht auf der Schützenmatte. Wir wollen, dass die Polizei dort präsent ist. Es kann nicht sein, dass ein paar Leute austicken, sobald die Polizei in Uniform auftaucht.
Das Gespräch führte Michael Sahli.