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Baudirektion greift durch Chemie-Firma Rohner hat gegen Auflagen des Kantons verstossen

Die Baselbieter Behörden setzen das Abwassersystem des Unternehmens deshalb per sofort ausser Betrieb.

Nachdem im Februar bekannt wurde, dass durch ein Leck der Chemiefirma Rohner in Pratteln mehrere Millionen Liter Industrieabwasser in den Untergrund versickerten, verfügte die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion Sofortmassnahmen. Unter anderem verlangte der Kanton, dass die Firma das Lager an flüssigen, grundwassergefährdenden Abfällen auf ihrem Gelände abbaut.

In der Folge reduzierte die Rohner AG die gelagerten Abfälle zunächst auf ungefähr 100 Tonnen, teilte dem Kanton am 4. Juni 2019 dann aber mit, dass die Menge an Abfällen nun wieder auf über 160 Tonnen angewachsen sei. Gemäss dem Abbauplan des Kantons hätte der Lagerbestand per 1. Juni 2019 indes nur noch 50 Tonnen betragen dürfen. Aufgrund dieses Nichteinhaltens der behördlichen Auflagen hat das Amt für Umwelt und Energie (AUE) reagiert und am Donnerstag entschieden, das Abwassersystem der Firma sofort ausser Betrieb zu setzen.

Unabhängig von dieser Massnahme haben am Donnerstag die Industriellen Werke Basel (IWB) ihre Gaslieferungen an die Rohner AG eingestellt, dies wegen ausstehender Zahlungen. Dies bestätigten die IWB auf Anfrage des Regionaljournals.

Seit Bekanntwerden der Grundwasserverunreinigung in Pratteln Ende Februar hat das AUE zahlreiche Messungen durchgeführt und Daten erhoben. Nach der Auswertung dieser Daten geht das AUE davon aus, dass im Zeitraum von November 2018 bis Mitte Februar 2019 rund 15 Millionen Liter Industrieabwasser im Bereich des Areals der Rohner AG in den Untergrund versickert sind. Die grössten Verunreinigungen des Grundwassers liegen nordöstlich der Kreuzung Gempenstrasse / Baslerstrasse in Pratteln vor.

Gefährdung für Menschen ausgeschlossen

Um den Schaden durch die Grundwasserverunreinigung zu minimieren, wurde als Sofortmassnahme im Bereich der Baslerstrasse und im Bereich der Güterstrasse je eine Grundwasserpumpe installiert. Mit diesen Grundwasserpumpen konnten bis Anfang Juni 2019 rund 10 Millionen Liter verunreinigtes Grundwasser abgepumpt und zur Reinigung der ARA Rhein zugeführt werden. Damit konnten bis heute schätzungsweise ein Drittel der ins Grundwasser gelangten Stoffe entfernt werden.

Kosten von rund 300'000 Franken

Eine direkte Gefährdung für Menschen können die Behörden nach wie vor ausschliessen, da es in dem von der Verschmutzung betroffenen Gebiet und im Grundwasser-Abstrom des betroffenen Areals keine Grundwasserfassungen von Trinkwasserversorgern gibt. Die eingeleiteten Sofortmassnahmen werden nach heutigem Kenntnisstand für längere Zeit aufrechterhalten werden müssen.

Das Amt für Umwelt und Energie überwache die Entwicklung der Verunreinigung im Grundwasser laufend. Basierend auf diesen Beobachtungen würden im Bedarfsfall situativ weitere Massnahmen eingeleitet. Für die Ereignisbewältigung sind bis dato Kosten von rund 300'000 Franken entstanden.

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