Seit zwei Jahren gibt es die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden - auf Geheiss des Bundes. Diese Behörden, abgekürzt KESB, lösten Anfang 2013 die bisherigen Vormundschaftsbehörden der Gemeinden ab. Mehr Professionalität, weniger Zufallsentscheide, klare Verfahren - das waren die Ansprüche.
Jetzt ist eine dieser Behörden im Kanton Zürich auf Polizeischutz angewiesen, nach vielen Drohungen im Zusammenhang mit einem Familiendrama mit zwei toten Kindern.
«Gewalt gegen Behörden ist nicht neu. Aber die Intensität in diesem Fall ist doch sehr erschreckend. Wir sind ein perfektes Feindbild auch für unsere politischen Gegner», sagt der Präsident der bernischen KESB, der Jurist Patrick Fassbind.
Im Kanton Bern übernahmen anfangs Jahr 2013 gesamthaft elf regionale KESB und eine KESB für die Burgergemeinden die Aufgabe - und standen sofort in der Kritik:
Die KESB seien teuer, langsam, umständlich und in ihrem Juristenkauderwelsch weit weg von den Menschen. «Wir erachten es als nötig, dass mehr Augenmass gilt. Nicht jeder einfache Fall braucht das ganze aufwendige Verfahren der KESB», sagt zum Beispiel Hans Rudolf Blatti, Gemeindepräsident von Wichtrach. «Dazu wissen wir immer noch nicht, was die ganze Organisation kostet».
Damit bringt er die Kritik vieler Gemeinden auf den Punkt, die beim Kanton Bern schon vorstellig geworden sind. Der Kanton Bern ist zusammen mit einer politischen Begleitgruppe bereits daran, das Gesetz nachzubessern, um das ganze System zu beschleunigen und zu verschlanken.
«Der Druck bestand von allem Anfang an, weil die Erwartungen so hoch waren», sagt Regierungsrat Christoph Neuhaus. Das Familiendrama von Flaach allerdings wird den Druck auf Reformen möglicherweise erhöhen.
Patrick Fassbind aber sagt: «Wir müssen dann eingreifen, wenn alle andern Hilfen versagten. Und das sind zum Teil schwerwiegende Eingriffe in die Freiheit von Eltern und Kindern. Und da müssen wir die Arbeit nicht suchen».
Positive Rückmeldungen von der Sozialfront
Die kommunalen und regionalen Sozialdienste, zu Beginn der KESB ebenfalls enttäuscht, reagieren heute moderater. «Es hat stark gebessert mit der Bürokratie, die uns so unzufrieden gemacht hat, das ist eindeutig», sagt zum Beispiel der Lysser Sozialdienstchef Heinz Lüthi. Und sein Kollege Thomas Eggler von Trachselwald fügt an: «Die Qualität der Entscheide ist klar besser geworden».
Allerdings war es nötig, dass die KESB vom hohen Ross heruntergestiegen sind und nun auf Augenhöhe mit den lokalen Sozialdiensten verkehren. Und Patrick Fassbind bestreitet nicht, dass die Sprache näher an die Menschen muss: «Es ist ein Recht, ein Verfahren auch zu verstehen».