Wie wurden die Knochen gefunden? Eigentlich wollte der Österreicher Winzer Andreas Pernerstorfer nur seinen alten Weinkeller nordwestlich von Wien umbauen. Doch als er Anfang Mai immer tiefer in das Erdreich grub, stiess er plötzlich auf riesige, seltsame Knochen. Er verständigte die Behörden, welche wiederum Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) einschalteten. Aktuell laufen nun die Ausgrabungen.
Was sind das für Knochen? Mittlerweile gehen die Forschenden davon aus, dass es sich bei den Mammutüberresten um den «bedeutendsten Fund dieser Art seit mehr als 100 Jahren» handle. Inzwischen wurden mehrere Schichten mit Überresten von mindestens drei der gigantischen eiszeitlichen Tiere freigelegt. «Eine so dichte Knochenlage von Mammuts ist selten», sagte die Leiterin der Grabung, Hannah Parow-Souchon.
Warum ist der Fund so speziell? Zusätzlich zu den Knochen haben die Forschenden auch Steinwerkzeuge von Urmenschen gefunden, wie der niederländische Paläontologe und Mammutexperte Dick Mol gegenüber SRF sagt. Er war selbst schon mehrmals in Österreich an Grabungen beteiligt. Es könnte sein, dass die Mammuts von Urmenschen – womöglich Neandertalern – erlegt wurden. «Aber jeder Fund von eiszeitlichen Säugetieren ist geologisch wichtig. Wenn wir unsere Vergangenheit gut kennen, was sich an Klimaänderungen abgespielt hat, können wir die Zukunft der Erde auch besser verstehen.»
Was weiss man über den Ort? Es könnte sich um eine Stelle handeln, an der Steinzeitmenschen einst die massigen Tiere in eine Falle getrieben und getötet hätten. Von der nicht alltäglichen Auffindesituation erhoffen sich die Forschenden auch neue Hinweise darauf, wie die Menschen damals die Jagd auf die Tiere organisiert hätten.
Wie oft kommt es vor, dass solche Überreste gefunden werden? Das Mammut war allgemein sehr verbreitet in Europa. Laut dem Experten Mol ist gerade die Nordsee zwischen Grossbritannien und den Niederlanden ein sehr reicher Fundplatz. «Da werden Millionen von Überresten von Fischkuttern aus dem Meeresboden gesiebt, die Plattfische fangen, und dann Forschenden übergeben.» Das sind aber sogenannte «Ex situ»-Funde, also ausserhalb der Originalfundschicht. Die gefundenen Überreste in Österreich können viel besser untersucht werden, da sie wenig anderen Einflüssen ausgesetzt waren.
Was passiert jetzt mit den Knochen? Die Knochen werden präpariert und untersucht. Es stellen sich Fragen wie: Wie alt waren die Tiere, als sie gestorben sind? Wie sind sie gestorben? Sind sie allenfalls geschlachtet worden? Sind sie gejagt worden? Die Resultate werden dann in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Danach werden die Knochen an das Naturhistorische Museum Wien zur Restaurierung übergeben.
Wurden in der Region schon andere Knochen gefunden? Der letzte vergleichbare Fund in Österreich war bereits unweit der aktuellen Grabungsstelle gemacht worden. Vor 150 Jahren sei man in einem angrenzenden Weinkeller in Gobelsburg ebenfalls auf eine mächtige Knochenschicht sowie Kulturschichten mit Feuersteinartefakten, Schmuckfossilien und Holzkohle gestossen, so die ÖAW.
Mitarbeit: Silvan Zemp. Angereichert mit Material von Keystone-SDA.