- Der Churer Apostolische Administrator Peter Bürcher hat am Mittwoch Martin Kopp als Delegierten für die Urschweiz aus dem Amt entfernt.
- Kopp hatte sich in der «NZZ am Sonntag» zur Bischofsnachfolge im Bistum Chur geäussert. Damit habe er gegen eine interne Regel verstossen.
- Vertreter der Zentralschweizer Landeskirchen reagieren entsetzt auf die Absetzung von Generalvikar Martin Kopp.
Die Reaktionen der Zentralschweizer Landeskirchen auf den jüngsten Personalentscheid im Bistum Chur lassen nichts an Deutlichkeit vermissen. Sie sei «entsetzt», sagt Monika Rebhan Blättler, Präsidentin der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Nidwalden.
Für ihren Schwyzer Amtskollegen Werner Inderbitzin ist es «schlicht unverständlich, wie man mit einem Mann umgeht, der sich in den vergangenen 17 Jahren in der Urschweiz für die Kirche eingesetzt hat wie kein anderer.» Und in Uri sagt Gunthard Orglmeister, Präsident des kleinen Kirchenrats: «Ich bin aus allen Wolken gefallen. Martin Kopp ist einer der besten Menschen, die wir in der Kirche haben.»
Vorwurf an Martin Kopp: Illoyalität
Die Absetzung Martin Kopps als Delegierter der Urschweizer Kantone beim Bistum Chur geht auf Peter Bürcher zurück – dieser führt das Bistum interimistisch als Apostolischer Administrator, bis ein neuer Bischof gewählt ist.
Laut einer Mitteilung des Bistums wurde Kopp ein Interview in der «NZZ am Sonntag» zum Verhängnis. Er habe sich dort «wertend zur anstehenden Bischofswahl geäussert» und ein Eingreifen des Staats begrüsst, damit nicht wieder ein pointiert konservativer Bischof gewählt werde. Aus Sicht des Apostolischen Administrators Bürcher ein Akt der Illoyalität.
Kirchenaustritte befürchtet
Doch in der Zentralschweiz sieht man das anders. Martin Kopp habe nur gesagt, was die meisten dächten, sagt Monika Rebhan Blättler von der Landeskirche Nidwalden: «Zudem ist es bedenklich, wenn das Bistum Loyalität mit Schweigen gleichsetzt. Und das in einem Land, in dem die freie Meinungsäusserung essentiell ist.» Sie befürchtet eine weitere Spaltung der Kirche – und weitere Kirchenaustritte. Der Entscheid aus Chur komme beim Kirchenvolk nicht gut an.
Bistum wehrt sich gegen Vorwürfe
Das glaubt Bistumssprecher Giuseppe Gracia nicht. «Um das Kirchenvolk geht es hier nicht», sagt er. Der Protest der Vertreter der Landeskirchen sei damit zu begründen, dass sie ideologisch mit Martin Kopp übereinstimmten und über die Politik Einfluss auf die Bischofswahlen nehmen wollten. «Das verstösst gegen die Trennung von Kirche und Staat, und das geht nicht.» Zudem sei es falsch, dass man mit Martin Kopp einen kritischen liberalen Geist habe loswerden wollen.
Allem Entsetzen zum Trotz: Unternehmen können die Landeskirchen nichts gegen die Absetzung Martin Kopps. Dennoch wurde eine Online-Petition lanciert – unterschrieben haben innert kürzester Zeit über 200 Seelsorgerinnen und Seelsorger.