Seit Monaten dröhnen Maschinen und Motorsägen in den Wäldern um Oberstammheim im Kanton Zürich. Die Forstleute arbeiten seit Monaten unter Hochdruck. Zentnerweise liegen kranke Fichten am Boden. Ein schweres Gewitter im August 2017 und Sturm «Burglind» haben massenweise Bäume umgelegt, in die sich während der langen Trocken- und Hitzeperiode Borkenkäfer eingenistet haben.
Wir stehen im Wettlauf mit der Zeit.
Ständig entdeckt Christian Bottlang neue Nester. Noch nie hat der Leiter des Forstreviers Stammertal eine ähnlich dramatische Situation erlebt. «Wir stehen im Wettlauf mit der Zeit. Die Schädlinge vermehren sich explosionsartig. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen», sagt der Mann mit besorgtem Blick in die verdorrten Wipfel.
Um die noch gesunden Bestände zu schützen, müssen kranke Exemplare so rasch wie möglich geschlagen und abtransportiert werden. Chemische Mittel sind nicht erlaubt. Die Wälder im Stammheimertal sind deshalb zwangsläufig übernutzt. Statt 2000 bis 2500 Fichten wie in «normalen» Zeiten, haben Bottlangs Leute bereits deren 3000 bis 4000 fällen müssen.
Klimawandel begünstigt «Frasswellen»
Befallen sind fast immer Fichten. Die Insekten nisten zwischen Rinde und Holz und unterbrechen die Wasserbahnen. Die Bäume verdursten. Die Prognosen sind düster. Wegen des Klimawandels werde sich die Fichte nur noch mit Mühe im Flachland halten können, da sie höhere, kühlere Lagen bevorzuge, resümiert Insektenforscher Beat Wermelinger.
Der Biologe von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) warnt: «In wenigen Jahrzehnten wird es normal sein, dass wir eine zusätzliche Generation von Borkenkäfern und damit eine ‹Frasswelle› mehr pro Jahr haben werden.»