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Billig-Airlines Europa sagt Flugtickets ohne Handgepäck den Kampf an

Nur mit Handgepäck fliegen, liegt so sehr im Trend, dass Airlines dafür einen Aufpreis verrechnen – obwohl die europäische Justiz dies als illegal beurteilt.

Mit den Billig-Fluggesellschaften hat sich das Low-Cost-Modell für Flugreisen etabliert: tiefe Ticketpreise und Aufschläge für Dienstleistungen wie Sitzplatzwahl, Umbuchung oder Stornierung von Tickets, Verpflegung an Bord oder Priority Boarding.

Das funktionierte so gut, dass die etablierten Fluggesellschaften nachzogen. Die meisten von ihnen bieten nun einen Einstiegspreis an, der weder aufgegebenes Gepäck, Sitzplatzwahl noch die Möglichkeit zur Umbuchung beinhaltet.

Handgepäck teurer als Ticket

Seitdem gibt es bei Billig-Airlines einen neuen Kniff: einen Aufpreis für Handgepäck – mit Ausnahme von kleinen Taschen, die unter den Sitz passen. Kurz vor 2020 waren Ryanair und Wizz Air Pioniere dieses Modells. Easyjet folgte Anfang 2021. Inzwischen ist es nicht mehr möglich, einen kleinen Koffer in den Ablagen über den Sitzen zu verstauen, ohne dafür zu bezahlen.

Blauer Rollkoffer auf Bahnhofsfliesen.
Legende: Passt ein Gepäckstück unter den Vordersitz, ist es kein Problem – muss er in die Gepäckablage, kann je nach Airline ein Aufpreis drohen. KEYSTONE/GAETAN BALLY

Und der Aufpreis ist nicht gering, wie der Westschweizer Sender RTS festgestellt hat: Er variiert und kann bei Easyjet pro Flugabschnitt über 50 Franken betragen, genauso viel oder sogar mehr als der Preis eines Flugtickets.

Vernünftig reisen ohne Gepäck?

Sind die Billig-Airlines mit der Berechnung von Handgepäck zu weit gegangen? Der Europäische Gerichtshof sagt Ja – und die spanische Regierung folgt dieser Argumentation. Sie hat im November 2024 fünf Fluggesellschaften, darunter Ryanair und Easyjet, zu einer Geldstrafe von mehreren Millionen Franken wegen unlauterer Geschäftspraktiken verurteilt, die Unternehmen haben dagegen Berufung eingelegt.

Man streitet sich primär darüber: Kann man vernünftig ohne Gepäck reisen? Laut den Fluggesellschaften kommen einige Passagiere gut mit einer kleinen Tasche aus. Für die europäische Justiz hingegen ist das Reisen mit regulärem Handgepäck eine Notwendigkeit. Der Transport solle daher nicht zu zusätzlichen Kosten führen, da sonst der von den Fluggesellschaften beworbene Tarif unfair sei: Die Passagiere müssen am Ende viel mehr bezahlen, als die Fluggesellschaften suggerieren.

Easyjet beginnt Machtkampf

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Thomas Haagensen, Group Markets Director bei Easyjet, war Ende November bei RTS zu Gast. Er äusserte sich auch zur spanischen Entscheidung, Fluggesellschaften zu sanktionieren, die Handgepäck für Passagiere in Rechnung stellen.

«Wir werden natürlich, wie alle anderen Fluggesellschaften auch, Einspruch erheben», sagte er. Seiner Meinung nach widerspricht es dem, was die Verbraucher wollen, nämlich für das zu bezahlen, was sie nutzen. «Wir werden weiterhin so vorgehen, weil es das ist, was unsere Kunden von uns verlangen.»

«In Spanien reisen total 50 Millionen Passagiere ohne Handgepäck in der Kabine. Warum sollten sie für etwas bezahlen, das sie nicht nutzen? Die letzten 25 Jahre in der Schweiz zeigen für ihn gerade, dass dieses Geschäftsmodell funktioniere.

Der Ursprung dieses Streits geht auf das Jahr 2006 zurück. Damals zögerten einige Billi-Aairlines nicht, Mindestpreise zu bewerben, die verschiedene nicht optionale Zuschläge wie Flughafengebühren oder Treibstoffzuschläge nicht kommunizierten. Das Seco hatte dies, wie zuvor bereits die europäischen Instanzen, für illegal erklärt und die Airlines gezwungen, von Anfang an den Tarif anzuzeigen, der die obligatorischen Zuschläge enthält.

Kein Problem für den Bund

Bisher sind die traditionellen Fluggesellschaften dem Trend nicht gefolgt und transportieren weiterhin kostenlos ein Handgepäckstück im herkömmlichen Format und eine Tasche, die unter den Sitz geschoben werden kann. Auf Anfrage von RTS antwortete Swiss, dass die Einführung eines solchen Tarifs derzeit «nicht aktuell» sei.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) sieht seinerseits kein Problem in der Aufpreis-Praxis. Aus seiner Sicht ist es «nicht unangemessen» zu verlangen, dass das kostenlose Handgepäck klein genug sein muss, um unter den Sitz zu passen. Es betrachtet das in den Gepäckfächern untergebrachte Handgepäck als «zusätzliches Handgepäck». Es sei nicht unrechtmässig, dies in Rechnung zu stellen, und fügt hinzu, dass die Art und Weise, wie etwa Easyjet über die verschiedenen Zuschläge informiert, «klar und transparent» erscheint.

ECO Talk, 10.03.2025, 22:55 Uhr

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