Ab dem 1. Dezember 2023 dürfen in der Schweiz Wölfe abgeschossen werden, auch wenn sie noch keinen Schaden angerichtet haben. «Wenn wir jetzt nicht rasch handeln, geht das Wachstum der Wolfspopulation ungebremst weiter», begründet Umweltminister Albert Rösti diese Anpassung der Jagdverordnung.
«Das ist aus ökologischer Sicht unsinnig», kontert dialog-User «Intervenant Exigeant» diesen Entscheid. Eine Woche lang haben sich Userinnen und User wie er im SRG-Angebot «dialog» dazu geäussert, ob der Wolf in der Schweiz geschützt oder abgeschossen werden sollte. Rund zwei Drittel sprechen sich gegen den Abschuss aus.
Lassen wir den Wolf gewähren und helfen wir Viehzüchtern, sich zu schützen.
«Intervenant Exigeant» hat mit seinem Kommentar am meisten Zustimmung aus der Community erhalten. «Der Wolf ist dabei, sein angestammtes Territorium zurückzuerobern», schreibt er. «Lassen wir ihn gewähren und helfen wir den Viehzüchtern, sich gut zu schützen. Die Population der Grossraubtiere reguliert sich selbst, je nachdem, wie viel Nahrung zur Verfügung steht.»
Der Wolf ist wichtig für die Schweiz.
Beinahe so viel Community-Applaus erhält «dialog»-User Benjamin Schlegel. Er erinnert daran, dass das Volk die Änderung des Jagdgesetzes abgelehnt hat: «Die Änderung der Verordnung durch den Bundesrat ist also eine klare Missachtung des Volkswillens. Der Wolf ist wichtig für die Schweiz, reguliert das Wild und hilft so, dass beispielsweise Schutzwälder erhalten werden.» Schlegel verstehe jedoch den Frust der Alphirten. «Deshalb finde ich es auch ok, dass vereinzelt Wölfe abgeschossen werden, wenn sie in flagranti erwischt werden.»
Diese angesprochenen Erfahrungen von Alphirten sind es auch, die seitens Abschuss-Befürwortern am meisten Applaus erhalten.
Man sollte langsam akzeptieren, dass die Schweiz nicht in der Lage ist, Wölfe ohne strenge Regulierung zu integrieren.
«Mir haben zwei Rinderzüchter von ihrer Angst erzählt. Die eine Person hat erfahren, dass in ihrer Nähe Wölfe gesichtet worden sind und hat Angst um ihre Kälber und Ziegen, die andere erzählte von ihren Nächten, in denen sie mit Taschenlampen herumlief, um die Wölfe fernzuhalten, von der Erschöpfung ihrer Familie und den daraus resultierenden Spannungen», schreibt «dialog»-Userin «Logographe Paisible». «Man sollte langsam akzeptieren, dass die Schweiz nicht in der Lage ist, Wölfe ohne strenge Regulierung zu integrieren.»
Zuspruch aus der Community erhält auch Userin «Débattrice Discrète». Sie schreibt: «Ich vertraue dem Ethikverstand von Wildhut, Jagd und Landwirtschaft. Solange die Bevölkerung nicht auf Kuhmilch und Tierfleisch verzichten will, werden wir Nutztierzucht weiterführen müssen. Daraus, auch zusammen mit der Tourismusfrage, folgt, dass die Rudeldichte von Raubtieren zu regulieren ist.»
Ein massvoller Eingriff in die Wolfsbestände kann die Gesamtsumme des Tierleids reduzieren.
Ethik ist ein Punkt, den auch «dialog»-User Simon Ziswiler anspricht: «Als überzeugter Veganer verfolge ich das Ziel, unnötiges Leid von Tieren zu vermeiden. Ich würde subjektiv das Leid eines gerissenen Tieres als gewichtiger werten als eine übliche Schlachtung in der Schweiz», schreibt er. «Ein massvoller Eingriff in die Wolfsbestände kann hier die Gesamtsumme des Leids reduzieren – auch wenn dies leider durch Tötung erreicht wird.»
Der Wolf beschäftigt die Schweiz. Über 500 Userinnen und User haben bei der Umfrage «Wolf abschiessen oder schützen?» abgestimmt, über 200 Kommentare wurden verfasst. Das ist eine grössere Beteiligung als bei früheren Debatten zu Asylpolitik, Gesundheitswesen und Lebenshaltungskosten.