Verschwunden sind der Schlüssel oder die Karte zum Öffnen des Zimmers. Vorbei sind die Zeiten der Rezeption. Einige Hotels, wie das Hotel Revier in Saas-Fee (VS), reduzieren ihr Personal auf das absolute Minimum – dank einer vollständig digitalen Rezeption und minimalistischen Zimmern, die man mittels Zahlencode und einer App öffnet.
Immer häufiger sind die Preise dynamisch und unterliegen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Das kleinste Zimmer wird an diesem Abend für etwas mehr als 200 Franken vermietet.
Telefon und Minibar auf dem Abstellgleis
«Wir verzichten bewusst auf überflüssige Ausstattung wie Telefone und Minibars. Wir sind überzeugt, dass die Gäste, die in den Ort kommen, dies für Aktivitäten tun, sei es Skifahren im Winter, Wandern oder Mountainbiken», sagt Nico Flühmann, Manager im Hotel Revier, gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Am Hoteleingang ist ein Paar aus Neuenburg mit diesem Konzept konfrontiert – und das nicht ganz ohne Schwierigkeiten. «Bei unserer Ankunft konnten wir nicht erfahren, wann wir das Zimmer beziehen dürfen. Aber schliesslich hat uns jemand geholfen», erzählt der Mann. «Ich bevorzuge die menschliche Wärme. Ich denke, das wird ein bisschen fehlen. Aber wir lassen uns überraschen», fügt seine Begleiterin hinzu.
84-Zimmer mit vier Mitarbeitenden
In Genf wendet das Hotel Stay Kooook ebenfalls einen minimalistischen Ansatz an. Hier wurden die Zimmer optimiert und die Dienstleistungen rationalisiert. «Wir haben keine tägliche, sondern eine wöchentliche Zimmerreinigung. Die Gäste können online einchecken, und so reduzieren wir die Anzahl der Mitarbeitenden. Wir können ein Hotel mit 84 Zimmern mit vier Mitarbeitenden führen», erläutert Eva Belicova, die für das Hotel verantwortlich ist.
Tagsüber betreut sie die Gäste, nachts übernimmt dies eine Hotline. Ein Hybridmodell zwischen Hotel, Jugendherberge und Airbnb, ab 140 Franken pro Nacht.
Balance zwischen Technologie und menschlichem Kontakt
Auch wenn diese Modelle Hoteliers durch ihre Effizienz überzeugen, bleiben sie in der Schweizer Hotellandschaft noch eine Randerscheinung. Experten zufolge liegt die Zukunft in der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Automatisierung und menschlicher Interaktion.
«Der Hauptvorteil ist die Reduzierung der Personalkosten, aber gleichzeitig ist das eine kurzfristige Sicht. Denn da diese Technologie für die gesamte Branche zugänglich sein wird, kann der Unterschied nicht mehr durch Technologie, sondern sie muss durch emotionale Bindung gemacht werden», analysiert Reza Etemad-Sajadi, Professor an der EHL Hospitality Business School in Lausanne. Eine emotionale Bindung, die in der Hotellerie vor allem über den zwischenmenschlichen Kontakt entsteht.