Auf networktest.ch können Nutzerinnen und Nutzer mit wenigen Klicks ihre Verbindungsgeschwindigkeiten messen, egal wo und unter welchen Bedingungen sie im Internet unterwegs sind. Die Plattform ist seit 2022 online. Sie wurde von den Schweizer Telekomanbietern gemäss Gesetz geschaffen, um ihrer Kundschaft einen Netzwerkvergleich zu ermöglichen.
Ausschnitt aus der RTS-Sendung «On en parle» (mit Untertiteln)
Die Daten der ersten Tests zeigen gemäss einer Recherche vom Westschweizer Radio und Fernsehen RTS: Bei den teuersten Abos werden die versprochenen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) nie erreicht. Swisscom erzielte die schnellste Download-Geschwindigkeit mit 8.1 Gbit/s. Sunrise und Salt folgen dicht dahinter mit 8 bzw. 7.7 Gbit/s.
Auf Anfrage von RTS sagen die Anbieter, diese Werte seien völlig normal. «Bei der 10-Gbit/s-Technologie beträgt die maximal nutzbare Bandbreite 8.1 Gbit/s. Die verbleibende Bandbreite dient zur Kontrolle der Stabilität und Qualität der Verbindung», erklärt Sunrise im Namen aller drei Anbieter.
Auch wenn man nicht nur die teuersten, sondern alle Abo-Typen betrachtet, zeigt sich: Unabhängig vom Betreiber surfen die Internetnutzer und -nutzerinnen in der Regel mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit als in der Werbung angepriesen wird. Bei den 7800 gemachten Tests beträgt die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit 0.8 Gbit/s bei Swisscom und 0.5 Gbit/s bei den beiden Konkurrenten. Das ist 10- bis 20-mal weniger als die angegebene Höchstgeschwindigkeit.
«Irreführende» Vergleiche
Konfrontiert mit dieser Diskrepanz zwischen gemessener und versprochener Download-Geschwindigkeit, erklären die Betreiber, dass das Problem hauptsächlich bei der Kundschaft liegt und nicht bei der Netzwerkkapazität. Die tatsächliche Geschwindigkeit hänge nämlich von der Umgebung der Kunden ab, über die die Anbieter keine Kontrolle hätten: beispielsweise verwendete Hardware, Anzahl der verbundenen Geräte, Netzwerkkonfiguration, Hintergrundverkehr.
Ausserdem halten sie fest: Die auf networktest.ch einsehbaren Daten und Durchschnittswerte «erlauben keinen Vergleich der Leistung der Internetangebote verschiedener Anbieter. Im Gegenteil: Ein solcher Vergleich wäre angesichts der zuvor gemachten Erklärungen falsch und irreführend».
Dies widerspricht der Bundesverordnung, die die Einrichtung des Portals vorschreibt. Diese besagt eindeutig, dass «die Informationen über die Qualität Vergleiche zwischen den Angeboten verschiedener Anbieter ermöglichen müssen».
Erfüllt networktest.ch also seine Aufgabe? «Ja, natürlich», sagt Sylvain Glatz vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) gegenüber RTS. «Zu Beginn des Projekts waren die Betreiber nicht wirklich dafür, ein solches Tool zu entwickeln», betont er. «Wenn man Messungen in einer nicht optimalen Umgebung durchführt, zum Beispiel wenn die Kinder gleichzeitig streamen, können die Messungen in der Tat verfälscht werden (...) Aber diese Verzerrungen sind für alle Betreiber gleich, darum kann man die Dinge trotzdem vergleichen.»