Sophie und Nathalie Barby lassen nichts anbrennen, könnte man meinen, wenn man sich das Datum ihrer Hochzeit anschaut: 1. Juli 2022. Es ist der Tag, an dem die «Ehe für alle» in Kraft tritt. Sofort Nägel mit Köpfen machen. Doch ihr Wunsch danach, eine richtige Familie zu werden, muss länger warten als erhofft.
Für die beiden Mittdreissiger aus dem Wallis ist eigentlich klar: «Wir wollten den gleichen Nachnamen haben – und eine Familie gründen», sagt Nathalie gegenüber «Mise au point». Die Sendung des Westschweizer Fernsehens RTS hat das lesbische Paar auf ihrem Weg zur Mutterschaft zwei Jahre lang begleitet.
Ein Wunsch, den nicht alle im Umfeld akzeptieren
Den beiden jungen Frauen fällt es schwer, ihre Verwandten dazu zu bringen, diesen Wunsch zu akzeptieren. Das gilt vor allem für Nathalie: «Für mich war es kompliziert, mir vorzustellen, dass ich mit einer Frau zusammen sein würde. Lange Zeit wurde mir gesagt, dass ich auf Heirat und Kinder verzichten müsse. Ich habe mich nicht dagegen gewehrt, weil es für mein Umfeld zu schwierig war.»
Das Paar startet jedoch kurz nach der Hochzeit den Prozess und entscheidet, dass Sophie das Kind zur Welt bringen soll.
Enttäuschung folgt auf Enttäuschung
Nathalie und Sophie gehen zum Universitätsspital (CHUV) in Lausanne. Es ist das erste Mal, dass die Abteilung für Fruchtbarkeitsmedizin ein Frauenpaar empfängt.
Es gibt Menschen, die mit dem, was wir tun, nicht einverstanden sind, aber wir fragen sie nicht nach ihrer Meinung, es ist unser Leben.
Einen Monat später findet das Paar einen Spender und Sophie erhält eine erste Befruchtung. Beide Frauen müssen Wochen warten, bis sie einen ersten Schwangerschaftstest machen können. Sie hoffen und bangen, doch der Test fällt letztlich negativ aus.
Nach der ersten Enttäuschung entscheidet sich das Paar für die In-vitro-Fertilisation. Über sechs Monate lang wiederholt Sophie den Prozess, jedoch ohne Erfolg. Enttäuschungen, die nur schwer zu ertragen sind.
Die Erleichterung
Schliesslich dieser eine Tag, an dem der Test positiv ausfällt. «Tausend Kilo sind mir von den Schultern gefallen», sagt Sophie. Und Nathalie fügt hinzu: «Selbst als das Ergebnis positiv war, konnte ich es kaum glauben. Es war sehr seltsam, ich habe nichts gespürt.»
Es ist, als wäre Sophie seit zwei Jahren schwanger.
Nach und nach wird die Schwangerschaft sichtbar. «Wir sind sehr ungeduldig. Es ist, als ob Sophie schon seit zwei Jahren schwanger wäre», bemerkt Nathalie.
Sie muss sich mit der Rolle als Mutter eines Kindes auseinandersetzen, das sie nicht zur Welt gebracht hat und mit dem sie keinerlei genetische Veranlagung teilen wird. Das ist manchmal schwierig: «Es ist sehr schwer, so für die Frau zu empfinden, mit der man sein Leben teilt. Ich fühle etwas Neid, das ist definitiv kein gutes Gefühl.»
Alle Sorgen vergessen
Nach zwei Jahren des Wartens wird im Frühjahr endlich ihr Sohn Mika geboren. «Wir schauen ihn an und vergessen fast alle Sorgen. Es ist grossartig», freut sich Sophie. «Manchmal schläft er, man hört ein leises Fiepen und merkt, dass er da ist. Es ist so gut», fügt Nathalie hinzu.
Nathalie und Sophie haben sich bei diesem teils schwierigen Prozess darum begleiten lassen, weil sie wollen, dass ihr Anderssein akzeptiert wird, damit ihr Sohn in der Gesellschaft akzeptiert wird. «Die Tatsache, dass die Gesellschaft kein Problem mehr damit hat, wird ihm helfen, zu wachsen und zu gedeihen», sagt Sophie.
Mika wächst in einer Familie ohne Vater, dafür mit zwei Müttern auf. Und das Paar träumt nun von einem zweiten Kind. Und dieses Mal wird es Nathalie sein, die es austragen wird.