Neben adrenalingeladenen Achterbahnen, wilden Baumstammfahrten und sanftem Schweben in riesigen Heissluftballons gibt es im Europa-Park auch eine spirituelle Dimension. Die ist aber nur wenigen bekannt.
Hochzeiten, Verlobungen und Taufen sind in dem deutschen Park nahe der Schweiz an der Tagesordnung. «Mein Mann und ich haben eine sehr starke Bindung zum Europa-Park. Wir haben uns hier verlobt und unsere Hochzeitsfotos hier machen lassen. Und seit wir uns kennen, kommen wir mindestens einmal im Jahr hierher», so ein junges deutsches Paar gegenüber dem Westschweizer Sender RTS.
Für sie war es daher ganz selbstverständlich, ihr Kind auch dort zu taufen: «Es bedeutete uns sehr viel, dass die Taufe unseres Kindes uns noch enger mit unserem Lieblingsort verbinden konnte.»
Der katholische Seelsorger Thomas Schneeberger nahm diese Zeremonie vor. Dies ist bereits die vierte Taufe der Woche in der St. Jakobus-Kapelle. Schneeberger segnet auch Ehen von Menschen, die sich vor mehreren Jahren das Ja-Wort gegeben haben. «Erst gestern haben wir ein Paar gesegnet, das vor 50 Jahren geheiratet hat», erzählt er.
Familie Mack als religiöse Stifter
Neben den religiösen Zeremonien sind die Seelsorger, zwei Männer und eine Frau, im Park auch für die Mitarbeiterinnen und Besucher da, um auf ihre spirituellen Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. «Wir haben auch die norwegische Stabskirche in der Mitte des Parks, im skandinavischen Teil, und die kleine Böcklinkapelle, die älteste hier.»
Die Familie Mack, der das Parkgelände gehört und die tief religiös ist, hat diese spirituelle Dimension in die Gestaltung des berühmten Freizeitparks miteinbezogen. So sind die Kirchen nicht nur dekorative Elemente, sondern auch aktive, religiöse Orte, an denen Hochzeiten und Taufen gefeiert werden.
Seit 2005 werden alle neuen Attraktionen und Hotels von Geistlichen gesegnet, was dem Besuchserlebnis auch eine sakrale Dimension verleiht – auch wenn davon wohl nur die wenigsten etwas mitbekommen
Ein Schweizer Seelsorger
Einer der Seelsorger im Park ist Schweizer. Adrian Bolzern hält den Ansatz des Parks für wichtig: «Hier wird der Traum von der europäischen Einheit verwirklicht, und das scheint mir wesentlich, denn das ist in der Politik nicht der Fall.» Für ihn ist es auch wichtig, dass die Menschen in den Park kommen, ihre Sorgen am Eingang zurücklassen und «das Leben geniessen können, auch in Zeiten von Kriegen und Krisen». Und, da ist sich Bolzern sicher, der Park ist zwar ein Ort des Konsums, aber er hat auch eine Seele.
Das bestätigt auch Mitinhaber Jürgen Mack: «Für uns ist es selbstverständlich, dass der christliche Glaube auch hier präsent sein muss.» Seiner Meinung nach ist die Anwesenheit von Seelsorgern nicht nur für die Mitarbeitenden, sondern auch für die Parkbesucher ein Gewinn.