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Gesunde Ernährung Mikroalge Spirulina: Superfood oder Gesundheitsmythos?

Spirulina ist ein Trendprodukt. Unter anderem der hohe Eisengehalt der Mikroalge wird oft gepriesen. Die Eisenkonzentration der Spirulina-Packungen schwankt jedoch, auch innerhalb derselben Marke. Warum diese Unterschiede? Das Westschweizer Radio RTS hat nachgefragt.

Von der Apotheke bis zum Bioladen findet man mittlerweile Spirulina, als Pulver oder Kapseln. Diese Mikroalge mit der intensiven blau-grünen Farbe zählt zu den «Superfoods», also Lebensmitteln, die reich an Nährstoffen wie Vitaminen oder Mineralstoffen sind.

Was ist dran am Eisengehalt von Spirulina?

Doch wie super ist das Superfood wirklich? Und vor allem: Wie viel Eisen enthält Spirulina? Das wollte das Westschweizer Radio RTS herausfinden, nachdem eine Zuhörerin sich über die unterschiedlichen Eisenmengen in Spirulina-Produkten gewundert hatte. Es handelte sich dabei notabene immer um die gleiche Marke, allerdings war die Eisenmenge pro Kapsel teils halbiert.

«Kein völlig standardisiertes Produkt»

Auf Anfrage von RTS antwortete das in der Schweiz ansässige Unternehmen, das die angesprochenen Spirulina-Produkte vertreibt, dass diese Abweichung völlig normal sei, da Spirulina aus Bakterien bestehe.

Zusammensetzung und Eisengehalt könnten je nach Sonneneinstrahlung, Wassertemperatur oder Erntezeit variieren, hiess es. Der Geschäftsführer erklärte zudem, dass die Methoden zur Eisenanalyse jüngst verfeinert und die Konzentrationen nach unten korrigiert wurden.

Eine Hand mit einem Glas, in dem sich dunkelgrüne Substanz befindet.
Legende: Was ist in Spirulina effektiv enthalten? Und ist es so gesund, wie es oft heisst? Reuters

Wie sieht es aus mit anderen Spirulina-Marken? RTS stellte fest, dass der Eisengehalt teils nicht immer angegeben ist. Wird er angegeben, variiert er stark von einer Marke zur anderen.

Nutzen nicht erwiesen

Dass der schwankende Eisengehalt darauf zurückzuführen ist, dass es sich bei Spirulina um ein Produkt natürlichen Ursprungs handelt, bestätigt auch Sylvie Borloz. Sie ist Ernährungsberaterin am Universitätsspital CHUV in Lausanne. Ihrer Meinung nach ist es in jedem Fall wichtig, die Maximaldosen zu kennen. «Man sollte die Verpackung genau lesen, sich über die empfohlenen Dosen informieren und diese nicht überschreiten.»

Was den effektiven Vorteil des sogenannten Superfoods für den Organismus betrifft, ist Borloz vorsichtig. «Auf gesundheitlicher Ebene konnte der Nutzen durch wissenschaftliche Studien nicht nachgewiesen werden.»

Die Expertin präzisiert, dass Spirulina zwar Eisen enthält, aber das treffe auch auf Spinat zu. «Eisen aus pflanzlicher Nahrung wird vom menschlichen Körper jedoch weniger gut aufgenommen.» Dem könne man entgegenwirken, indem man diese Lebensmittel mit Vitamin C kombiniere. Sie fügt hinzu, dass Eisen aus tierischen Produkten vom Körper «besser aufgenommen wird».

Menschen, die wenig oder keine tierischen Produkte konsumieren und ihre Eisenaufnahme erhöhen möchten, könnten laut der Expertin daher Spirulina konsumieren. «Ein grosser Teil der Bevölkerung hat einen ziemlich niedrigen Eisenspiegel. Es ist wichtig, auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Farben und Gemüsesorten für eine bessere Eisenaufnahme zu achten.»

Risiko von Schwermetallen in Spirulina

Sylvie Borloz empfiehlt ausserdem, sich über die Produktionsmethoden von Spirulina zu informieren. «Beim Kauf eines nicht zertifizierten Produkts aus einem fernen Land bestehen Kontaminationsrisiken, insbesondere im Hinblick auf Schwermetalle im Wasser von Cyanobakterien-Produktionsbecken. Kranke oder gebrechliche Personen sollten ihren Arzt fragen, ob der Verzehr dieser Produkte für sie geeignet ist.»

RTS; On en parle; 28.2.2025; 08:35 Uhr

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