Wenn man von Fight Clubs spricht, denkt man unweigerlich an den Film von David Fincher aus dem Jahr 1999, der eine ganze Generation geprägt hat.
Solche Kämpfe gibt es überall in Europa, wie das bekannte «King of the Streets», das 2013 von einer schwedischen Gruppe aus der Hooligan-Szene in Göteborg gegründet wurde.
Diese Organisation ist jedoch illegal und vollständig im Untergrund aktiv. Die Kampfvideos werden professionell produziert und in sozialen Netzwerken verbreitet, wo sie Millionen von Aufrufen erzielen.
Bei den Kämpfen wird meist mit blossen Fäusten gekämpft, alle Schläge sind erlaubt, und es gibt keine Runden. Der Sieger ist derjenige, der seinen Gegner ausknockt.
Für ein paar tausend Franken Preisgeld reisen Kämpfer aus der ganzen Welt an, um sich zu messen. Einige kommen sogar aus der Schweiz.
«Den Umgang mit Wut und Emotionen lernen»
Gaëtan Le Bris hat mehrere Kämpfer für «King of the Streets» vorbereitet. Zwischen 2020 und 2024 trainierte der Franzose in seinem Gym diejenigen, die er «Krieger» nennt. Heute läuft gegen ihn ein Gerichtsverfahren wegen Gewalttaten, und er wartet auf sein Urteil – sein Gym existiert nicht mehr.
Viny Barthelat, genannt «der Korse», ist der letzte Kämpfer, den er trainiert hat. Mit sechs Siegen aus sechs Kämpfen im professionellen MMA (Mixed Martial Arts), Bare-Knuckle-Kämpfen in England und einem brutalen illegalen Kampf in einem verlassenen Haus bei Cannes im Januar 2024, hat Barthelat einen aussergewöhnlichen Werdegang.
Er sagt, er habe an Fight Clubs teilgenommen, um zu lernen, mit seiner Wut und seinen Emotionen umzugehen. «Ich bin ins Extreme gegangen, um Dinge zu fühlen, sie zu verstehen und dann wieder kontrollieren und damit leben zu können», erklärt er gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Doch inzwischen hat Barthelat mit den Fight Clubs abgeschlossen: Er will mit einem Sportkatamaran zum Nordkap segeln und dann mit dem Fahrrad zurück in die Schweiz fahren.
Kämpfe «ausserhalb offizieller Kreise»
Illegale Kämpfe gibt es auch in der Schweiz, wie Dylan Mvondo berichtet. Der Genfer begann mit Strassenkämpfen, bevor er eine sportliche Karriere im MMA startete.
Dylan sammelte Erfahrung in einer Kampfliga namens «Le Cercle», die zwischen 2023 und 2024 von Genfern organisiert wurde. Le Cercle ist eine weitaus gemässigtere Version der Fight Clubs.
«Von Anfang an war es unser Ziel, etwas sehr Sicheres für die Kämpferinnen und Kämpfer zu schaffen: keine Kniestösse ins Gesicht, keine Ellbogenschläge, Handschuhe sind Pflicht», erklärt Joaquim Magnenat, der die Kämpfe von «Le Cercle» eineinhalb Jahre lang zwischen Genf und Lausanne organisierte und leitete.
Trotz aller Vorsichtsmassnahmen bleiben solche Kämpfe aber illegal. «Wir sind illegal, aber persönlich finde ich den Begriff abwertend, weil er blutige Kämpfe suggeriert. Und damit hatten wir nie etwas zu tun», bedauert Magnenat. «Deshalb bevorzugen wir die Begriffe ‹inoffiziell› oder ‹ausserhalb offizieller Kreise›.»
Magnenat räumt jedoch ein, dass der Reiz dieser nicht genehmigten Kämpfe zu Problemen führen kann – wie bei den illegalen Kämpfen im Ausbildungszentrum für Gartenbau im Genfer Lullier. Im Oktober 2024 wurden dort Lehrlinge von der Schule angezeigt, weil sie Kämpfe organisiert hatten.