Die aktuelle politische Debatte sei eine der grössten Herausforderungen für seine Bank, sagt Ermotti am Montag im Interview mit dem Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI). Die UBS werde «nicht mehr als Teil der Problemlösung gesehen, sondern als das eigentliche Problem». Und weiter sagt er: «Dieselben Behörden, die die UBS gebeten haben, Teil der Lösung zu sein, scheinen heute nur Gefahren von Seiten der UBS zu sehen.»
Das Scheitern der CS führt Ermotti auf den Mangel an einer klaren Strategie des Instituts zurück und darauf, dass der Verwaltungsrat keine wirksamen Gegenmassnahmen umgesetzt habe. Das Problem sei nicht die unzureichende Regulierung gewesen. Vielmehr «wurde die bestehende Regulierung weder von der Bank noch von den Aufsichtsbehörden konsequent angewendet».
Interview von RSI mit Sergio Ermotti (mit dt. Untertiteln)
Mit der neuen Organisation ist der Erhalt der Arbeitsplätze bei der UBS in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. «Leider wissen wir, dass wir auf etwa 3000 Arbeitsplätze in der Schweiz verzichten müssen», sagt Ermotti. «Jeder verlorene Arbeitsplatz ist schmerzhaft, aber wir investieren auch erheblich in die Zukunft und die nächsten Generationen. Derzeit haben wir etwa 2300 Mitarbeitende in Ausbildung.»
Trotz der Entlassungen beabsichtige die UBS, ein Eckpfeiler der Schweizer Wirtschaft zu bleiben, mit Beziehungen, die von Familien bis zu grossen multinationalen Unternehmen reichten. «Unsere Strategie basiert auf zwei Säulen: einerseits die Schweizer Universalbank, die Dienstleistungen für ein breites Kundenspektrum anbietet; andererseits die Vermögensverwaltung in der Schweiz.»
Diskutieren Sie mit:
Mit Blick auf die Zukunft strebt die UBS gemäss ihrem Chef an, in der Schweiz in ähnlichem Tempo zu wachsen wie die Wirtschaft. Aber «das grosse Wachstum, das wir in naher Zukunft sehen werden, wird immer noch und wieder aus Asien und den Vereinigten Staaten kommen, wo wir im Bereich der Vermögensverwaltung grosse Chancen sehen».
Trumps Zollpolitik als Risiko
Wird das auch unter dem Präsidenten Trump so bleiben, insbesondere angesichts der Zollpolitik der neuen Regierung? «Zölle stellen ein neues Hindernis dar, das letztendlich für die Verbraucher teuer wird», betont Ermotti. «Das ist der Grund, warum die Märkte nervös auf diese Entwicklung reagieren.» Bisher sei erwartet worden, dass sowohl die amerikanische als auch die Europäische Zentralbank in naher Zukunft die Zinssätze senken könnten. Wenn die Inflation jedoch nicht unter das Ziel von 2 Prozent falle, was kurzfristig unwahrscheinlich sei, könnte das eine Trendwende bedeuten.
Auch in Trumps Amerika wird über eine Reduzierung der Regeln für die Finanzmärkte nachgedacht, mit der Idee, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Dazu sagt Ermotti: «Es ist nicht die Menge der Regeln, die Probleme löst. Es ist notwendig, die bereits bestehenden Regeln effektiv anzuwenden statt neue Einschränkungen hinzuzufügen, die die Kosten für Banken, Unternehmen und Familien erhöhen.»
Letztendlich bestehe die Herausforderung darin, das richtige Gleichgewicht zu finden: eine Regulierung, die das System schützt, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Banken zu ersticken.