Der Konkurs schlug ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Seit 2011 war Prime Energy Cleantech (PEC) eine Erfolgsgeschichte. Die Firma verkaufte grüne Anleihen an Privatpersonen, um die Installation von Photovoltaikanlagen in der Schweiz und in Europa zu finanzieren. Sie galt als zuverlässig und rentabel.
Insgesamt flossen rund 122 Millionen Franken dem Unternehmen zu. Das Geld stammte von rund 2000 Anlegerinnen und Anlegern, vor allem aus der Romandie. Einige setzten einen Grossteil ihrer Altersvorsorge auf PEC. Doch im Oktober blieben die Dividenden aus. Die Unternehmensleitung informiert ihre Kundschaft über eine Liquiditätskrise. Ein Konkursverfahren wurde eröffnet.
Sehr schnell wurde ein Mann an den Pranger gestellt: der Gründer und Mehrheitsaktionär von PEC, Laurin Fäh. Gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS bestreitet der Basler Geschäftsmann jegliche Verantwortung. «Ich habe mir nichts vorzuwerfen», sagte er. «Dummheit wird vom Gesetz nicht bestraft.»
Was Laurin Fäh als «Dummheit» bezeichnet, ist in Wirklichkeit eine massive Anleihe in Höhe von 19.5 Millionen Franken. Er hatte sie bei seiner eigenen Firma PEC aufgenommen, um sie in eine andere seiner Firmen, Bargella SA, zu investieren. Diese Anleihe soll bis heute nicht zurückgezahlt worden sein.
Verdächtiges Darlehen
Für den Unternehmensberater Maximilien Roche ist diese Transaktion alles andere als harmlos: «Das ist ein sehr, sehr grosser Betrag. Und es ist ein Kredit von einer Firma an eine Einzelperson, die dieses Geld an eine andere Firma weiterleitet. Das ist eine ziemlich indirekte Kette der Geldweitergabe», sagt er. «Und je mehr Zwischenhändler im Spiel sind, desto mehr Möglichkeiten entstehen, in Zahlungsverzug zu geraten.»
Laurin Fäh versichert, er habe das Geld nur zum Wohl von PEC investiert. «Wir haben in ein Unternehmen in Luxemburg investiert, das auf den Bau neuer Gebäude und Wohnungen spezialisiert ist, die sofort verkauft werden können und sehr, sehr gute Margen aufweisen», erklärt er.
Rund 19.5 Millionen der 122 Millionen Franken, die von den Anlegerinnen und Anlegern investiert wurden, sind also entgegen den Versprechungen des Unternehmens in Immobilien geflossen. Bevor sie deaktiviert wurde, versicherte die Webseite von PEC, die Investitionen flössen «vollständig in die Entwicklung des Solarkraftwerksparks».
Laurin Fäh wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf, er habe seine Gläubiger getäuscht. «Es ist gefährlich, das ganze Geld in Solarenergie zu investieren», sagt er und erklärt, dass Solarenergie «komplizierter zu verkaufen ist als eine Immobilie». Ausserdem könne man mit Immobilien mehr verdienen.
Wusste Piccard Bescheid?
Was wusste Bertrand Piccard, der Imageträger des Unternehmens, vom bevorstehenden Debakel? Seit 2015 hat der Forscher gegen Bezahlung die Vorzüge von Prime Energy angepriesen. Am Montag berichtete die «Tribune de Genève», dass er bereits im März über die Probleme des Unternehmens informiert worden war. Zu diesem Zeitpunkt soll sein Botschaftervertrag geendet haben. Laut vertraulichen Dokumenten, die RTS einsehen konnte, war dafür eine Vergütung von 100'000 Franken pro Jahr vorgesehen. Auf Anfrage wollte sich Piccard dazu nicht äussern.