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Krankenkassen im Vergleich Undurchsichtige Geldflüsse bei den Zusatzversicherungen

Im Geschäft mit den Zusatzversicherungen gibt es grosse Unterschiede unter den verschiedenen Krankenkassen. Einige nehmen deutlich mehr Prämien ein, als sie in Form von Leistungen zurückerstatten. Was der Grund dafür ist, bleibt unklar.

Im Jahr 2023 nahm die Krankenkasse CSS 1248 Millionen Franken ein für Zusatzversicherungen in den Bereichen stationäre und ambulante Behandlungen. Im selben Jahr bezahlte sie 784 Millionen Franken für medizinische Leistungen. Sie erhielt also 37 Prozent mehr Prämien, als sie für Behandlungen ausgab.

Seit 2012 schwankt diese Differenz zwischen den eingenommenen Geldern und den finanzierten Behandlungen fast konstant zwischen 35 und 40 Prozent.

Wozu dienen diese hunderten Millionen, die von den Versicherten zusätzlich bezahlt werden? Die Gewinne sind von der Finanzaufsichtsbehörde Finma auf zehn Prozent begrenzt. Der Rest, für die CSS allein im Jahr 2023 mehr als 300 Millionen Franken, muss demnach für Verwaltungskosten und Rückstellungen verwendet worden sein.

Oder anders gesagt: Pro 3 Franken erstattete Pflegekosten bleibt mindestens 1 Franken übrig für variable Kosten und Rückstellungen. Bei der obligatorischen Krankenversicherung lautete das Verhältnis im Jahr 2023: 1 Franken Verwaltungskosten pro 19 Franken Behandlungskosten.

«Diese Zahlen sind verblüffend», findet Mauro Poggia, ehemaliger Gesundheitsminister in der Genfer Regierung. «Leider werden diese Konzerne heute von Söldner-Managern geleitet, deren einziges Ziel es ist, die Gewinne und damit die Dividenden zu erhöhen.»

Wie die CSS gilt die Helsana schweizweit als Gigant im Bereich der Zusatzversicherungen. Ihre Geschäftsvolumen sind vergleichbar. Dennoch erhielt die Helsana 2023 «nur» 27 Prozent mehr Prämien, als sie für medizinische Leistungen erstattete, während bei der CSS diese Marge 37 Prozent betrug. Der Unterschied ist noch grösser im Vergleich zur Sanitas, einer etwas kleineren Kasse.

Originalbeitrag von RTS zum Thema (mit dt. Untertiteln)

Wie lassen sich solche Unterschiede erklären, wenn die Gewinne doch reguliert sind? Die CSS begnügt sich damit, zu sagen: «Die von Ihnen erwähnte Marge von 37 Prozent spiegelt nicht den Gewinn wider. Sie beinhaltet nicht die Verwaltungskosten, Rückstellungen sowie die Gewinnansprüche des Unternehmens.» Kein Wort über die Differenz zum Konkurrenten.

Die Finma ihrerseits sagt, sie sei «nicht befugt, die von uns aufgezeigten Margenunterschiede weiter zu kommentieren». Es ist sogar unmöglich zu erfahren, welche Kosten für die Unterschiede unter den Versicherern verantwortlich sind: «Wir können diese Anfrage nicht kommentieren», erklärt die Aufsichtsbehörde.

Ein Bett auf der Intensivstation des Kinderspitals Lausanne.
Legende: Ein Bett auf der Intensivstation des Kinderspitals Lausanne. Keystone / Jean-Christophe Bott

Sprung in die Höhe im Jahr 2012

Die Unterschiede sind nicht nur zwischen den Kassen erkennbar, sondern auch im Verlauf der Zeit, besonders bei der stationären Spitalpflege. Wenn man den Durchschnitt aller Kassen nimmt, betrug im Zeitraum von 2008 bis 2011 die Marge vor Abzug der Kosten 19 Prozent. Seit 2012 beträgt sie 31 Prozent.

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In jenem Jahr wurde die Spitalfinanzierung geändert. Die Kantone wurden verpflichtet, einen Teil der Behandlungen zu finanzieren, zur Entlastung der privaten Kassen.

Mauro Poggia war damals Gesundheitsminister. Sein Ärger darüber ist noch heute gross: «Seit 2015 habe ich versucht herauszufinden, wie die Finma sicherstellt, dass öffentliche Gelder nicht einfach dazu dienen, die Gewinne der privaten Versicherer zu erhöhen. Ich habe aufgrund des heiligen Geschäftsgeheimnisses nie eine Antwort erhalten.»

RTS, Forum, 14.4.2025, 18:02 Uhr

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