Spätestens wenn Bundesrat Alain Berset jeweils von Französisch auf Deutsch wechselte, merkten die anderen Regierungsmitglieder im Raum: Das ist ihm jetzt wichtig.
Berset war ein Bundesrat, der mit seinen Sprachkenntnissen punktete. Andere Mitglieder des Bundesrats sind sprachlich weniger begabt.
Nun jedoch präsentiert die Mitte zwei Bundesratskandidaten, denen Französisch nicht ganz so fliessend über die Lippen kommt.
«Italienisch wird leider oft vergessen»
Aufgefallen ist zuerst Markus Ritter. In der Romandie hat seine Sprachkompetenz nach einem Auftritt bei RTS kürzlich für Spott gesorgt.
Denn ab dem Moment seiner Wahl vertritt ein Mitglied des Bundesrats nicht mehr seine Partei oder Region, sondern die ganze Schweiz in ihrer Vielfalt.
Und Französisch in Ehren: «Italienisch wird hie und da leider etwas vergessen», sagt Oswald Sigg, ehemaliger Bundesratssprecher. Auch Sigg findet: «Ein Mitglied des Bundesrats sollte sich in allen drei Amtssprachen ausdrücken und alle verstehen können.»
Im Alltag von Politik und Verwaltung hat das mehrsprachige Land einen pragmatischen Modus vivendi gefunden: Jeder spricht seine Sprache. Und alle sollten passiv mindestens eine Landessprache verstehen.
Nach der Wahl zum Sprachkurs
«Im Parlament wächst man in die Fremdsprache hinein, da die Kommissionssitzungen nicht simultan übersetzt sind», sagt Kommunikationstrainerin Myriam Holzner. Sie weiss von frisch gewählten Parlamentariern, die ihre Wahl zum Anlass für einen Sprachkurs nahmen.
Und es gehe nicht nur um Sprache allein, sondern auch um ein Verständnis der anderen Kultur. «Wer als Bundesrat im ganzen Land Erfolg haben will, muss sich auf die Kulturen des Landes einlassen.»
Armee als Schule der Landessprachen
Eigentlich sorgt das Bildungssystem in der Schweiz dafür, dass die Bevölkerung eine andere Landessprache zumindest versteht. Doch bei vielen bleibt dies Theorie.
Als wertvoll hat sich auch die Armee erwiesen. Davon berichtet Martin Pfister, der zweite Kandidat, den die Mitte-Partei für die Bundesratswahl vorschlägt. Auch er kämpfte sich durch die Sätze, als er kürzlich vor den Medien nach langer Zeit wieder einmal Französisch sprechen musste. «Ich habe mein Französisch vor allem im Militär gelernt, lange her», erklärte er.
Die Erwartungen sind gestiegen
In der Verfassung steht nichts über die Sprache des Bundesrats. Historiker Urs Altermatt aber sieht den zweisprachigen Bundesrat als «entscheidend für den Zusammenhalt des Landes».
«Alleine, dass ein Bundesrat einen Medienauftritt in der Fremdsprache wagt und durchzieht, kommt in der Bevölkerung sehr gut an», sagt Politologe Sean Müller von der Universität Lausanne.
Dennoch sind die Erwartungen an die Sprachkompetenz gestiegen, insbesondere was Englisch anbelangt. «Durch die Globalisierung ist Englisch zur Lingua Franca geworden», sagt Altermatt. «Mit Englisch sind wir faktisch inzwischen eine fünfsprachige Schweiz», sagt Müller.
Geht es ohne Englisch?
Zu besetzen ist die Spitze des Verteidigungsdepartements. Ein Ministerium, in dem ein Bundesrat ohne Englischkenntnisse weniger an Grenzen stossen könnte. Es ist naturgemäss nach innen gerichtet.
Doch internationale Verhandlungen und Ereignisse erwarten früher oder später jedes Bundesratsmitglied, gerade im Jahr des Bundespräsidiums. Good luck et bonne chance!