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Die etwas anderen News Amherd, Pfister, Ritter – alles dreht sich um die Mitte

Warum nur will fast niemand in den Bundesrat? Ist der Job für die Familienpartei zu wenig familienfreundlich? Und muss eigentlich immer alles freiwillig sein?

Simon Chen

Kabarettist

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Es kommt immer wieder vor, dass einem bei Simon Chens Worten das Lachen im Hals stecken bleibt. Als ehemaliger Schauspieler treibt als Wortspieler vieles an die Grenze – und trifft dabei gleichzeitig immer wieder ins Schwarze. Der gebürtige Freiburger ist Slampoet, Spokenword- und Hörspiel-Autor und aktuell mit seinem Bühnenstück «Im Anfang war das Wort» unterwegs

Seit Bundesrätin Amherd Mitte Januar ihren Rücktritt angekündigt hat, hat es für ihre Nachfolge vor allem Absagen gegeben. «Bundesrat ist in meinem Lebensplan nicht vorgesehen», «entfacht aktuell kein inneres Feuer in mir», «ich bin nicht gmögig genug», lauteten die Begründungen oder ganz profan: «Ich hab am 12. März, am Wahltag, einen Coiffeurtermin, sorry.»

Bis Anmeldeschluss am Montagmittag haben sich bloss zwei Personen zu einer Kandidatur durchgerungen (immerhin ein Kandidat mehr als bei den Präsidentschaftswahlen in Belarus). Zwei Männer, keine Frau. Aber was will man machen, wenn keine der Kandidatinnen will?

Hut ab, Herr Pfister, und Kopf hoch!

Wir haben Fachkräftemangel an Schulen, in der Pflege und jetzt auch in der Landesregierung! Was ist eigentlich los?! Warum ist der renommierteste Posten der Schweiz auf einmal so unbeliebt?

Ist es die Angst vor der drohenden Schmach bei einer Wahlniederlage? (Deshalb: Hut ab, Herr Pfister, und Kopf hoch!) Oder ist das Arbeitsklima im Siebner-Gremium trotz aller Kollegialität und Konkordanz zum Kotzen? Und klar, als Bundesrat verdient man natürlich auch viel schlechter als in der Privatwirtschaft.

In diesem konkreten Fall liegt es sicher auch am Departement. Schon nur vom Budget-Aspekt her möchte man zurzeit lieber die UBS übernehmen als das VBS. Wobei beide Kandidaten prädestiniert sind fürs Militärdepartement: Martin Pfister war Oberst und Markus Ritter ist oberst…er Bauer, kann also jeden Saustall ausmisten!

Nemo ist weder noch, also eigentlich ideal für die Mitte.

Wenn das so weitergeht, wird man für die Besetzung von vakanten Bundesratssitzen bald berufliche Quereinsteiger einstellen müssen. Also Leute, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, dafür aber wollen! Ist immer noch besser als jemand, der fähig ist, aber keine Lust hat.  

Die Bundesversammlung kann wählen, wen immer sie will. Wer weiss, vielleicht wird bis am 12. März noch ein wilder Sprengkandidat lanciert; eine bekannte, allseits beliebte Schweizer Persönlichkeit.

Zum Beispiel ... Marco Odermatt! Oder natürlich eine Frau … Michelle Hunziker, Sandra Studer, Hazel Brugger … oder noch besser: Nemo. Nemo ist weder noch, also eigentlich ideal für die Mitte!

Leserinnen – auf einmal erhalten Sie ein Aufgebot!

Wenn es tatsächlich einmal so weit kommen sollte, dass sich wirklich niemand findet, die oder der ein Bundesratsamt übernehmen will, bleibt noch das letzte Mittel, welches unsere Demokratie zur Verfügung hat: das Notrecht.

Es gibt in der Schweiz mehrere Gemeinderäte, die gegen ihren Willen ins Amt gewählt wurden, in sieben Kantonen ist der sogenannte Amtszwang gesetzlich verankert. Warum nicht in der obersten Exekutive des Landes? Auf diese Art könnte man gleichzeitig auch für eine angemessene Frauenvertretung sorgen.

Also passen Sie auf, liebe Leserinnen – auf einmal erhalten Sie ein Aufgebot! Ich empfehle Ihnen: falls Sie am 12. März einen Coiffeur-Termin haben – verschieben Sie ihn um einen Tag vor.   

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Bissiger Spass im satirischen Wochenrückblick. In der Radio-Kolumne «Zytlupe» analysieren starke Stimmen die Hochs und Tiefs der Politwoche: ungefiltert und ungeniert unkorrekt. Alle «Zytlupe»-Artikel finden Sie hier.

SRF 1, Zytlupe, 8.2.2025, 13:00 Uhr

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