Dass es das noch gibt! Im Amazonas leben Menschen, von denen wir bislang nichts wussten. Und sie von uns schon gar nicht. Unlängst wurden erste Bilder von nackten Bogenschützen publik. Müssen wir sie uns als glückliche Menschen vorstellen? Von der Aussenwelt abgeschnitten wie unser Aussenminister, der bekanntlich auch keine Zeitung liest: «Zeitunglesen, es gibt mir keine Energie.»
Man muss Herrn Cassis verstehen: Sich der News-Flut zu stellen, ist deprimierend. An allen Enden brennt es – und wir können ja doch nichts ändern.
Was ich nicht weiss ... Macht die Erde trotzdem heiss.
Wer kennt die Versuchung nicht? Einfach nichts mehr wissen zu wollen von all dem Grauen. Wäre es nicht schön gewesen, das Handy am Morgen des 6. November schlicht nicht einzuschalten … Dann wäre er nicht gewählt gewesen, der Typ, der behauptet, in Ohio ässen Immigrierte die Haustiere braver US-Bürger.
Nur leider funktioniert das nicht: Sich um das Weltgeschehen zu foutieren und zu meinen, es geschehe dann nicht. Was ich nicht weiss … Macht die Erde trotzdem heiss. Nicht die Waldmenschen, die darin leben, zerstören den Regenwald. Wir sind es, die ihnen die Lebensgrundlage entziehen.
Seien Sie nett zu einem betagten Nachbarn!
Obacht, jetzt klingts nach «Wort zum Sonntag»! Aber: Alle können jederzeit zu einer besseren Welt beitragen. Zum Beispiel auf Rindfleisch aus dem Amazonas-Gebiet verzichten, wofür so viel Regenwald gerodet wird. Die Rettung der Erde beginnt im Kleinen. Danken Sie mal einer Tramführerin, dass sie Sie mitten in der Nacht nach Hause fährt! Seien Sie nett zu einem betagten Nachbarn!
Ich schlage einen Deal vor: Wir freuen uns aufs neue Jahr, wie es uns gefällt. Manche freuen sich auf ein unbeschwertes Schlagerkonzert, ich mich auf tolle Fussballspiele an der EM-Endrunde der Frauen. Wir gönnen uns etwas, geniessen die kleinen Freuden des Alltags – und verschliessen uns dafür der düsteren Weltlage nicht. Abgemacht?
‹Ich wollte mit dem Galgen zum Dialog aufrufen.› Ach so.
Und damit es hier nicht allzu kitschig wird, noch rasch ein Schlaglicht aufs Berner Seeland. Dort hat ein Wüterich vor seinem Haus einen Strick samt Schlinge installiert. Weil lokale Umweltschützerinnen und -schützer bewirkt hatten, dass ein illegal asphaltierter Strassenbelag wieder abgetragen wurde.
Den politischen Widersachern drohte der zürnende Anwohner kurzerhand mit dem Tod: «Galgenstation für die Grünen!», schrieb er auf ein Schild. Und verkaufte die Drohung gegenüber einem Reporter als Gesprächsangebot: «Ich wollte mit dem Galgen zum Dialog aufrufen.» Ach so.
Nur, damit wir uns richtig verstehen: Es handelte sich hier nicht um einen ungebildeten Waldmenschen, sondern um einen ganz und gar zivilisierten Mann aus Seedorf, Kanton Bern. Tja, so unterhaltend kann Zeitungslektüre sein: beste Satire. Leider eine, die sich so zugetragen hat.