Umweltverbände sowie die Grüne Partei Schweiz sind jedoch generell gegen diese «assistierte Sterbehilfe für UKW-Frequenzen» («Grenchner Tagblatt»), da dadurch Tausende von eigentlich noch wehrtüchtigen Radiogeräten entsorgt werden müssen. Für eine nachhaltige Radiogesellschaft sei dies natürlich ein No-Go.
Doch auch rechte Parteien zeigen sich besorgt und führen geopolitische Autonomie-Gründe an: Viele traditionelle UKW-Radiogeräte stammen noch aus einer Zeit, in der Unterhaltungselektronik noch in Europa produziert wurde; und die Chance, dass neue DAB-Radios vor allem aus dem asiatischen Raum stammen, könnte zu einer ungewollten geopolitischen Stärkung Chinas führen. DAB Plus als williger Helfer der roten Gefahr?
Es handle sich im radio-technischen Sinne schliesslich um wesensverändernde Um-Operationen, die somit vollumfänglich von der Krankenkasse übernommen werden müssten.
Vorschläge der GLP, die UKW-Frequenzen nicht stillzulegen, sondern behutsam Sender um Sender auf die Schiene zu verlegen, fanden weder im Parlament noch in den zuständigen Kommissionen Gehör.
Da jedoch durchaus die Möglichkeit besteht, alte UKW-Radiogeräte zu DAB-Plus-Radios umzurüsten, sieht zumindest die SP eine Chance, die Kosten für diese Umrüstungen dem Gesundheitswesen zu verrechnen: Es handle sich im radio-technischen Sinne schliesslich um wesensverändernde Um-Operationen, die somit vollumfänglich von der Krankenkasse übernommen werden müssten.
Eine Spur für UKW-Hörerinnen, eine Spur für DAB-Plus-Hörerinnen, und zwölf Stück für ausländische Lastwagenchauffeure, die während des Fahrens sowieso nur Fernsehen schauen.
Nicht zuletzt sorgen sich Autoverbände und die Lobby des motorisierten Individualverkehrs um die geplante UKW-Abschaltung: Da an die vierzig Prozent aller in der Schweiz zugelassenen Autos über Radios verfügen, die lediglich UKW empfangen könnten, drohe dem Land ein ganz konkretes Verkehrssicherheitsproblem: Staumeldungen müssten somit via Handzeichen von Autofahrer zu Autofahrerin weitergegeben werden – oder gar nicht.
Verkehrsminister Albert Rösti plädiert nicht zuletzt deswegen weiterhin auf den Bau von vierzehn weiteren Autobahn-Spuren. Eine Spur für UKW-Hörerinnen, eine Spur für DAB-Plus-Hörerinnen, und zwölf Stück für ausländische Lastwagenchauffeure, die während des Fahrens sowieso nur Fernsehen schauen.
Ein spezifisches Problem stellen alte UKW-Radiogeräte auf Bauernhöfen und in Ställen dar: Bauernpräsident Markus Ritter gibt zu bedenken, dass die Kosten für neue Stall-Radiogeräte vom Bund übernommen werden müssten, da Bauern mit Kühen, die während des Melkens mit Privatradio berieselt werden, die Milch-Qualität nicht mehr gewährleisten könnten. Zitat Ritter: «Öffentlich-rechtliche Milch geniesst in der Bevölkerung einen ganz anderen Stellenwert!»
Die Motion, den Radiosender SRF 2 Kultur so oder so als seltene Radiosorte anzuerkennen und ihn künftig unter Direktzahlungs-Schutz zu stellen, ist im Parlament noch in Vorbereitung.
Wer von der aktuellen Anti-UKW-Bewegung in jedem Fall profitieren wird, ist der hiesige Detailhandel. Der verspricht sich reissende Absätze in den kommenden Wochen. Ob es sich bei der ganzen UKW-Abschaltung aber, wie in Bern befürchtet, tatsächlich um eine clever aufgegleiste Auftrags-Beschaffungs-Kampagne des serbelnden Elektrofachhandels handelt, bleibt unklar.