Zum Inhalt springen

Pädokriminalität im Netz Youtuber macht aus persönlicher Betroffenheit einen Film

Am Anfang stand eine irritierende Begegnung auf Skype. Sie führte den Westschweizer YouTube-Filmemacher Ludoc auf die Spur eines im Internet aktiven Pädophilen. Er recherchierte und arbeitete eng mit den Behörden zusammen. Entstanden ist daraus der Dokumentarfilm «Dans l'ombre» («Im Schatten»).

Ludoc ist ein in der Romandie bekannter Autor von YouTube-Videos. Im Jahr 2014 erhielt er auf Skype eine Kontaktanfrage eines 58-jährigen Fremden namens Pascal. Das Gespräch entwickelte sich schnell zu intimen Fragen und unangemessenem Verhalten. Ludoc beschloss, den Austausch fortzusetzen, um die Absichten seines Gesprächspartners besser zu verstehen. Er gab vor, ein 14-jähriger Teenager zu sein.

«Sehr schnell bot er an, seine Webcam einzuschalten, und sehr schnell zeigte er sich nackt und tat Dinge, die nicht akzeptabel waren», sagt Ludoc gegenüber RTS. Als er erkannte, dass er es mit einem Täter zu tun hatte, ergriff Ludoc Massnahmen: Er begann, Beweise und Informationen über ihn zu sammeln, und gab sie an die Polizei weiter.

Was aus reiner Neugierde begann, wurde zu einer akribischen Recherche. Ludoc machte Bildschirmfotos, zeichnete Gespräche auf und identifizierte seinen Ansprechpartner. «Ich konnte diese Person nicht in freier Wildbahn lassen», sagt er heute.

Sein Vorgehen wirft jedoch rechtliche Fragen auf. Ermittlungen durch Laien können zu Verfahrensfehlern führen und die Justiz behindern. Ludoc sagt, er sei sich dieses Problems bewusst gewesen und habe sich darum bemüht, keinerlei Beweise öffentlich zu machen.

Handbücher im Darknet aufgespürt

Als Ludoc die Spur seines Ansprechpartners verfolgte, entdeckte er kriminelle Netzwerke im Darknet. Er stiess dort auf «Handbücher», in denen abscheuliche Methoden zur Manipulation und Vergewaltigung von Kindern beschrieben wurden. «Diese Anleitungen erklären sogar, wie man es vermeidet, die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen», berichtet Ludoc.

Diese Entdeckung bestärkt ihn in seiner Entschlossenheit, die breite Öffentlichkeit zu informieren. «Die Raubtiere gehen dorthin, wo es Kinder gibt: Das ist heute das Internet», betont er.

Er wandte sich an einen Spezialisten für Cyberkriminalität. Der habe ihm gesagt, dass die Hälfte der Fotos und Videos, die auf den persönlichen Festplatten oder Handys von Tätern landeten, aus sozialen Netzwerken stammten. Die Hälfte davon, also jedes zweite Foto, werde von einem Elternteil, einem Onkel oder einem Verwandten gepostet und dann in pädokriminellen Netzwerken geteilt. «Als ich all dies entdeckte, sagte ich mir, dass wir Jugendliche und potenzielle Opfer beraten und warnen müssen», sagt Ludoc. «Aber wir müssen auch den Eltern erklären, wie sie besser aufpassen können.»

Warnung vor Selbstjustiz

Mit dem Film «Dans l'ombre» will sich Ludoc nicht als Rächer aufspielen. Vielmehr macht er sein Publikum auf die Risiken eines solchen Ansatzes aufmerksam. «Die Falle dabei ist, dass manche Leute das Gesetz in die eigenen Hände nehmen wollen», sagt er. «Ich erkläre im Dokumentarfilm, dass man das nicht tun soll, weil dadurch sogenannte Verfahrensfehler entstehen. Und das Problem ist: Steht der Angeklagte dann einmal vor Gericht [...], könnte er deswegen freigelassen werden.»

Der Filmemacher meint, dass viele an seiner Stelle dasselbe getan hätten. «Ich hoffe, dass es eine ganz normale Reaktion ist», sagt er. «Ich denke, dass jeder, dem so etwas passiert, ebenfalls zum Schluss kommen würde, dass man das unbedingt anprangern muss.»

RTS Forum, 18.12.24, 18.00h

Meistgelesene Artikel