«Es stehen eine Reihe von Treffen und Entscheidungen an», sagt Camille Grand, der ehemalige stellvertretende Nato-Generalsekretär, gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS, kurz nachdem am Sonntagabend das kurzfristig einberufene Gipfeltreffen in London zu Ende gegangen ist.
Ebenso wie der britische Premierminister Keir Starmer, der sich am Sonntag äusserte, ist Camille Grand der Meinung, dass es an Europa liegt, «die Hauptarbeit» in der Ukraine zu leisten.
Damit ein Frieden gerecht und dauerhaft sein wird, braucht es Sicherheitsgarantien.
In einem Moment, in dem sich die Trump-Regierung offen Nato-kritisch zeige und die uneingeschränkte Unterstützung für die Ukraine mehr denn je nötig sei, hätten die Europäer «Verantwortung» übernommen, analysiert der Verteidigungsexperte. In diesem «verschlechterten Sicherheitskontext» müssten sie jetzt aber schnell aufrüsten, um der Aufgabe gewachsen zu sein.
«Damit ein Frieden gerecht und dauerhaft sein wird, braucht es Sicherheitsgarantien», Garantien, die die Europäer gerade «bereit sind zu liefern», analysiert Grand weiter. Allerdings müssten sie versuchen, dies «in gutem Einvernehmen mit den Vereinigten Staaten» zu tun.
Ein Plan B – ohne die USA?
Markiert die Auseinandersetzung am Freitag zwischen Wolodimir Selenski und Donald Trump im Weissen Haus nicht einen Bruch in den Beziehungen zu den Vereinigten Staaten?
«Nichts ist entschieden», auch wenn «die Situation kompliziert ist», urteilt Camille Grand. Nun liegt es an der Trump-Regierung zu entscheiden, ob sie «einen dauerhaften Frieden» in der Ukraine wünscht oder ob sie beschliesst, «sich von ihren europäischen Verbündeten zu entfernen», fügt er hinzu. Wäre dies der Fall, wäre es wahrscheinlich ein Umbruch für die Nato.
Die Nato befindet sich «in einer echten Krise, das muss man zugeben», räumt der ehemalige Generalsekretär ein. Nach «einer Häufung von Präzedenzfällen» zwischen US-Amerikanern und Europäern müsse man daher «Wege finden, um wieder zusammenzuarbeiten.»