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Neue Russland-Politik der USA Putin verhandelt – und denkt nicht daran, die Kämpfe zu beenden

Die Neuausrichtung der US-Aussenpolitik scheint dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu gefallen – jedenfalls lobte der Kreml Trumps Position zum Krieg in der Ukraine. Trump sieht die Schuld für den Krieg bei Kiew und er liess eine Resolution durch den UNO-Sicherheitsrat bringen, die ein Ende des Kriegs fordert und zugleich verschweigt, dass Russland ihn begonnen hat. Im russischen Volk wird das vorwiegend positiv aufgenommen, wie SRF-Korrespondent Calum MacKenzie berichtet.

Calum MacKenzie

Russland-Korrespondent

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Calum MacKenzie ist Russland-Korrespondent von Radio SRF. Er hat in Bern, Zürich und Moskau Osteuropa-Studien studiert.

Wie reagieren die Russinnen und Russen?

Der Kurswechsel der neuen US-Administration macht den Leuten Hoffnung. Laut Umfragen will die Mehrheit schon seit Beginn des Krieges vor drei Jahren dessen Ende. Aber die Leute wollen auch, dass Russland den Krieg gewinnt. Trump könnte das in ihren Augen jetzt möglich machen. Russland werde vom Westen die ganze Zeit missverstanden, aber Trump habe irgendwie die nötige Empathie mit Russland und werde daher den Krieg im Sinne Russlands beenden, ist zu hören; und dass die ukrainische Bevölkerung die «Befreiung» durch Russland gewollt habe – das Problem sei nur Selenskis «Regime». Und: Der Westen könne aufhören, die Kiewer Regierung zu stützen, dann komme alles wieder gut.

Was wird Putin jetzt tun?

Er freut sich in erster Linie, dass ihm Trump in all den Punkten entgegenkommt. Putin fordert ja, dass Selenski ausgetauscht wird. Er will eine neue Regierung in Kiew, die Moskau vielleicht besser beeinflussen kann. Er will auch, dass die USA auf einen Nato-Schutz der Ukraine und vielleicht auch für den Rest von Osteuropa verzichten. Trotzdem denkt er nicht daran, die Kämpfe in der Ukraine jetzt zu beenden. Aus Putins Sicht ist er gerade dabei, den Krieg zu gewinnen. Tatsächlich kommen die russischen Truppen voran – wenn auch sehr langsam und unter riesigen Verlusten.

Könnte das Einvernehmen schon bald zerbrechen?

Einen schnellen Waffenstillstand wird es kaum geben. Denn Putin will etwas, das die Ukrainer niemals akzeptieren können – sich aus Gebieten zurückziehen, die Russland nie kontrolliert hat, freiwillig ihre Souveränität aufgeben und eine moskauhörige Regierung annehmen. Also führen die Verhandlungen wohl zunächst nirgends hin. Falls Trump das merkt, könnte das Ganze womöglich in eine andere Richtung gehen. Da muss Putin aufpassen, denn er will mit den Verhandlungen etwas erreichen – etwa die Aufhebung der Sanktionen, die der russischen Wirtschaft immer mehr Probleme bereiten. Putin könnte auch die Ukraine als Verhinderer eines Friedens darstellen, damit Trump sie endgültig fallenlässt. Und vor allem will der russische Herrscher Zeit gewinnen, um die Ukraine auf dem Schlachtfeld zu besiegen.

Wie spielt Trump Putin in die Hände?

Trumps Zugeständnisse an Russland könnten weitreichende Folgen haben für die Sicherheitslage in Europa. Er stellt das ganze Nato-Bündnis infrage und macht es für Putin viel einfacher, andere Länder in Russlands Nachbarschaft einzuschüchtern und zu beeinflussen. Vor allem macht Trump das alles ohne Aussicht auf irgendeine Gegenleistung von Russland. Moskau wiederum hält an seinen Zielen fest und zeigt keine Absicht, die Kämpfe einzustellen. Trump ist also nicht der grosse Friedensstifter, weil er jetzt endlich mit Putin spricht. Der Krieg dürfte einfach weitergehen, aber mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass er für die Ukraine auf tragische Art und Weise ausgeht.

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SRF 4 News aktuell, 27.2.2025, 7:50 Uhr ; 

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