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Unwetter in Graubünden Tourismus im Misox: Auf die Flut folgen die Annullationen

Nach dem schweren Unwetter leidet der Tourismus in der Region um den San Bernardino unter stornierten Buchungen.

Die Trümmer sind in der Gemeinde Lostallo noch längst nicht weggeräumt, und bereits zeigen sich weitere negative Folgen des Unwetters vom letzten Freitag. Die Tourismusbranche im italienischen Teil des Kantons Graubünden leidet darunter, dass Gäste ihre Reservierungen für die Sommersaison stornieren.

Ich mache mir nicht nur wegen der nächsten Tage Sorgen.
Autor: Hans Peter Wellig Hotelier

Im Hotel Bellevue in San Bernardino läutet seit dem Wochenende das Telefon fast ununterbrochen. Es sind alles Annullationen von Buchungen, jeden Tag fünf bis zehn. Hans Peter Wellig vom Hotel Bellevue sagt: «Ich mache mir nicht nur wegen der nächsten Tage Sorgen. Das ist verständlich. Aber wegen der Zeit darüber hinaus, Juli, August und bis im Oktober.»

Heute Morgen haben wir den Antrag auf Kurzarbeit für alle unsere Mitarbeiter gestellt.
Autor: Floro Lamanna Café-Besitzer

Neben den Vorausbuchungen lebt das Misox auch vom Tages- und Durchreisetourismus. Floro Lamanna vom SanBe Caffé Bistrot musste nach drei Monaten schlechten Wetters und dem Wolkenbruch vom Freitag aufgeben. «Heute Morgen haben wir den Antrag auf Kurzarbeit für alle unsere Mitarbeiter gestellt. Wir bleiben zuversichtlich, wir wollen niemanden zu Hause lassen, aber wir sahen uns dazu gezwungen», sagt Lamanna.

Die Stornierungen kamen vor allem von Kunden aus dem Norden, wo man offenbar von einer Katastrophe und einem völlig isolierten Gebiet entlang des Flusses Moesa ausgeht.

Ein Auto fährt auf einer Strasse, links und rechts liegt Wasser.
Legende: Beim Unwetter am vergangenen Freitag hatten Geröll- und Schlammmassen die Autobahn A13 stark beschädigt – ein Teil wurde weggeriessen. Keystone/ Alessandro Crinari
Alles, was Sie brauchen, ist eine Bescheinigung über die Übernachtung, um den Zugang zu erhalten.
Autor: Christian Vigne Direktor des Tourismusverbands Moesano

Der Direktor des Tourismusverbands Moesano, Christian Vigne, hält dem entgegen, dass das Gebiet für Touristen mit einer Reservierung weiterhin zugänglich ist. Der Wolkenbruch habe sein Epizentrum in Lostallo gehabt, wo es erhebliche Schäden gebe, aber das Gebiet sei immer noch zugänglich, sagt Vigne. «Alles, was Sie brauchen, ist eine Bescheinigung über die Übernachtung, um den Zugang zu erhalten.»

Man habe auch eine Telefonleitung eingerichtet, um besser über die Lage informieren zu können. Das Ziel scheint klar zu sein: Es soll deutlich gemacht werden, dass die Region südlich des San Bernardino erreichbar ist.

Sammelaktion für Unwetteropfer

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Zugunsten der vom Unwetter betroffenen Bevölkerung in der Gemeinde Lostallo sind Solidaritätsaktionen gestartet worden. Auf der Online-Plattform Gofundme werden Spenden gesammelt für die beiden Kinder des Paares, das immer noch vermisst wird. «Auf einen Schlag aben sie alles verloren. Ihr Haus ist völlig unbewohnbar und ihre Eltern werden immer noch vermisst», schreibt der Initiator der Initiative. Die beiden Kinder, ein Mädchen und ein Bube, befinden sich noch in der Ausbildung. Bis am Donnerstagnachmittag sind über tausend Spenden im Wert von 94'000 Franken eingegangen.

Die Solidarität mit der betroffenen Bevölkerung zeigt sich in diesen Tagen auch an den vielen freiwilligen Helfern, die sich an der Beseitigung der Trümmer beteiligen.

Newsplus, 26.6.2024, 16:00 Uhr ; 

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