In der Welt der Family Offices gibt es ein Sprichwort: «Lebe glücklich, lebe verborgen.» Zumindest Letzteres trifft auf diese Branche und ihre Kundschaft zu. Nicht viel dringt nach aussen. Das Westschweizer Fernsehen RTS konnte dennoch einen Einblick erhalten.
Beim «Family Office Forum» im renommierten Hotel Dolder Grand in Zürich kommen jährlich Vertreterinnen und Vertreter der Branche zusammen. «Hier treffen sich diejenigen, die für diese Familien arbeiten, seien es Banker, Investmentfonds-Mitarbeiterinnen oder andere Leute, die eine ganze Reihe teils spezieller Dienste anbieten, wie etwa die Verwaltung der zahlreichen Reisepässe», erklärt Gilles Erulin, der am Forum teilnimmt und ein Family Office leitet.
Verschwiegene Branche
«Diese Familien findet man weder auf den sozialen Medien noch sonst im Netz, insbesondere wenn sie Kinder haben. Sie wollen ihre Privatsphäre geschützt wissen», erklärt Katja Mülheim, Mitbegründerin von Prestel & Partner, die das Forum seit 15 Jahren durchführen. Die Veranstaltung findet in der Schweiz statt, aber auch in Singapur oder Dubai. Insgesamt ist es in zehn Ländern präsent, die bei wohlhabenden Menschen alle sehr beliebt sind.
«Zu jeder Veranstaltung, die wir organisieren, kommen über 100 Family Offices. Sehr viel mehr möchte ich auch nicht dabei haben. Für uns ist es sehr wichtig, dass sich die Teilnehmenden innerhalb des Netzwerks kennenlernen. Es mag trivial erscheinen, aber die Leute finden hier wirklich Freunde», so Mülheim.
Freunde finden, aber vor allem Geschäfte machen, das ist das Credo bei diesen Treffen. In den letzten Jahren ist die Zahl der grossen Vermögen explosionsartig gestiegen und die Branche boomt. Davon profitiert Capitalium, ein Multi-Family-Office mit Sitz in Genf. Es ist eines der Wenigen, das der RTS-Sendung «basik» Einblick gewährt.
Von der Rechtsberatung bis zur Einrichtung einer Kunstgalerie
Bei «Capitalium» verwalten vier Personen das Vermögen von rund dreissig verschiedenen Familien – in der Höhe von insgesamt einer Milliarde Franken. «Ab 15 bis 20 Millionen Franken haben wir die Kapazität, eine Familie angemessen zu betreuen», erklärt Alain Zell, Mitbegründer von «Capitalium». Zu den Kunden zählen überwiegend Unternehmerfamilien, die eine massgeschneiderte Betreuung ihres Portfolios erhalten.
«Wir ziehen Spezialisten wie Anwälte oder Steuerexperten im In- und Ausland hinzu, um der Kundschaft die beste Beratung zu bieten», sagt Zell. Seine Firma unterstützt die Mandantinnen und Mandanten auch mal bei der Umsetzung von Projekten wie einer Kunstgalerie oder wenn ein Rennstall gekauft werden soll.
Multi und Single Family Offices
Es gibt zwei Arten von Family Offices. Die «Multi», die die Vermögen mehrerer Familien verwalten, und die «Single», mit dem eine Familie ihr Vermögen selbst verwaltet. Die Multi-Family-Offices werden von der Finanzmarktaufsicht Finma reguliert. Anders bei den Single-Family-Offices. Davon gibt es in der Schweiz zwischen 250 und 300. Sie verwalten knapp 600 Milliarden Franken und sind damit wichtige Player im Land. Ein Drittel ihrer Investitionen erfolgt in der Schweiz. Wo genau? Ein Geheimnis. Sie veröffentlichen fast nichts über ihre Aktivitäten.