Seit dem 3. Juli gilt in der Europäischen Union (EU) die Vorschrift, dass Deckel auf PET-Flaschen und Tetrapak auch nach dem Aufschrauben befestigt bleiben müssen. Ziel ist es, den Plastikmüll in der Umwelt zu reduzieren.
Daran müssen sich nicht nur die Konsumentinnen und Konsumenten gewöhnen, sondern auch die Industrie. Corvaglia, einer der weltweit grössten Hersteller von Kunststoffverschlüssen, hat seinen Sitz im Thurgau. Jährlich produziert das Unternehmen in seinen verschiedenen Tochtergesellschaften 80 Milliarden Stück, was 20 Prozent des Weltmarkts entspricht.
Die neue europäische Richtlinie hat die Wirtschaft gezwungen, ihre Produktion innerhalb von nur vier Jahren radikal umzustellen. Romeo Corvaglia, Vorsitzender des Verwaltungsrats, sagt gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS): «Zu Beginn haben wir uns gegen diese Regelung gewehrt, weil wir der Meinung waren, dass sie einen zu grossen Aufwand für die Branche bedeutet und dass das Geld, das hier ausgegeben wird, besser für andere Dinge verwendet werden könnte.»
Das Unternehmen hat zehn Millionen Franken in die Entwicklung der neuen Verschlüsse investiert. Sie sind vor allem für den Export nach Europa bestimmt. Für den Schweizer Markt besteht jedoch keine solche Verpflichtung. Viele Schweizer Getränkehersteller halten darum am herkömmlichen System fest.
Das Unternehmen Rivella im Kanton Aargau füllt im Hochsommer bis zu 26'000 Flaschen pro Stunde ab. Sie werden mit herkömmlichen Deckeln verschlossen. «Wir sehen in der Schweiz keinen Vorteil für diese befestigten Verschlüsse», sagt Martina Pfeiffer, Supply-Chain-Managerin bei Rivella, gegenüber RTS. «Wir haben ein gutes Recyclingsystem. Zudem stehen die Konsumenten den neuen Verschlüssen skeptisch gegenüber.»
Der Hersteller von Erfrischungsgetränken und anderen Säften exportiert aber auch nach Frankreich und Luxemburg. Daher muss er zwischen zwei Arten von Verschlüssen jonglieren, was zusätzliche Kosten verursacht. «Wir haben zusätzliche Chargen, bei denen wir die Verschlüsse wechseln müssen. Vor allem in der Planung ist der Aufwand viel grösser», bedauert Martina Pfeiffer.
Mitarbeit: Julien Guillaume