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Branchen-Knatsch Nationales Plastikrecycling ohne Recycler

Ein neuer Verein will ein nationales Plastikrecycling aufziehen. Die bisherigen Plastikrecycler machen aber nicht mit.

Im Dezember 2023 hat der Verein Recypac sein Projekt für ein schweizweites Plastik- und Getränkekarton-Recycling vorgestellt. Dieses soll bis 2030 eingeführt sein. Erstaunlich: Jene Anbieter, die bereits heute regional Plastikabfälle aus Haushalten einsammeln und wiederverwerten (z.B. Kuh-Bag, Sammelsack, WeRecycle, Kunststoffsammelsack) machen bei Recypac nicht mit. Dabei brächten gerade sie viel Knowhow mit. Was läuft hier schief?

Schweizer Recyclinganbieter wollen kein Monopol

Die Recyclinganbieter gehören zum Verein Schweizer Plastic Recyclier VSPR. Vereinspräsident Kurt Röschli sagt im Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1, dass der VSPR bei den ersten Vorbereitungssitzungen für das schweizweite Recyclingprojekt dabei gewesen sei. Er habe die Zusammenarbeit mit Recypac dann aber sistiert: «Wir wollen kein monopolistisches System, sondern auf den vorhandenen föderalistischen Strukturen aufbauen». Der VSPR bevorzugt regional organisierte Sammlungen.

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Der VSPR habe für eine Beteiligung an Recypac Forderungen gestellt, welche nicht berücksichtigt worden seien. So müsse beispielsweise klar sein, dass die Wettbewerbskommission ein solches Monopol erlaube, sagt Röschli:  «Wir bezweifeln, dass eine nationale, einheitliche Lösung Weko-konform ist. Der Markt spielt nicht mehr.» Auch müssten die Recycler im Vorstand von Recypac angemessen vertreten sein. Bisher hätten sie nur eine nebensächliche Rolle erhalten.

Es geht also um Geld und Einfluss beim Plastikrecycling. Mit gutem Grund, erklärt der VSPR-Präsident: «Um einen Recyclingbetrieb hinzustellen, investiert man 30 bis 40 Millionen.» Und es bräuchte nochmals 20 bis 30 Millionen für eine moderne Sortieranlage, welche es in der Schweiz bisher noch nicht gebe. «Da müssen die Recycler investieren und wollen daher auch entsprechende Sicherheiten und Mitsprache haben.»

Nach Marschhalt sind beide Seiten gesprächsbereit

Von einem «Krach» mit Recypac will Kurt Röschli dennoch nicht sprechen. Es sei ein Marschhalt: «Wir fahren vorläufig auf dem Weg weiter, den wir seit zehn Jahren erfolgreich verfolgt haben. Wir sind aber offen für weitere Verhandlungen.»

Anfang Dezember hat Recypac-Präsident Wolfgang Wörnhard dazu gesagt: «Wir möchten sie natürlich im Boot haben, die Türen sind offen. Es gibt auch Gespräche. Aber der Aufbau eines nationalen Systems ist komplex und braucht Zeit.»

Plastik-Sammlung: Nur die Hälfte wird tatsächlich rezykliert

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In der Schweiz fallen gemäss dem Bundesamt für Umwelt Bafu jedes Jahr rund 800’000 Tonnen Kunststoffabfälle an. Eine Bafu-Studie sagt, dass davon 112'000 Tonnen Haushaltsabfälle sind.

Der Verein Schweizer Plastic Recycler VSPR hat von diesem «Haushalts-Plastikmüll» im Jahr 2023 rund 12'000 Tonnen gesammelt. Mit ihren freiwilligen Kunststoff-Sammlungen decken die VSPR-Mitglieder 930 der rund 2'100 Schweizer Gemeinden ab.

Vom gesammelten Plastik können gemäss VSPR-Präsident Kurt Röschli zwischen 50 und 60 Prozent wiederverwendet werden. Der Rest wird in Kehrichtverbrennungsanlagen und Zementwerken «thermisch verwertet», sprich: verbrannt.

Beim Plastikrecycling handelt es sich oft um sogenanntes Down-Cycling. Das heisst, dass daraus weniger hochwertiger Plastik wird, als bei den ursprünglichen Produkten. Anders bei der reinen PET-Sammlung, wo aus Lebensmittelverpackungen zu einem grossen Teil wieder Lebensmittelverpackungen werden.

Verbesserung bei bisherigen Sammelsäcken

Für die Konsumentinnen und Konsumenten heisst das: Es dauert noch einige Jahre, bis das Plastik- und Getränkekarton-Recycling in der Schweiz klar und einheitlich organisiert ist. VSPR-Präsident Kurt Röschli kündigt bei «Espresso» aber eine Verbesserung bei den bisherigen Sammelsystemen an. Diese sollen durchlässiger werden: «Einen Sammelsack von Anbieter X soll man auch in einer anderen Gemeinde kostenlos abgeben können und nicht nur dort, wo er gekauft wurde.» Das habe der VSPR-Vorstand entschieden. Bis in drei Monaten soll eine Lösung auf dem Tisch liegen.

Espresso, 25.01.24, 8:10 Uhr

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