Was landet bei Schweizerinnen und Schweizern tagtäglich im Abfall? Das Bundesamt für Umwelt hat das für das Jahr 2022 untersucht. Die Analyse zeigt: im Vergleich zu vor 10 Jahren fällt zwar pro Person zu Hause weniger Abfall an.
Trotzdem bleibt die Abfallmenge insgesamt relativ stabil. Und: Nach wie vor besteht 20 Prozent unseres Abfalls aus Stoffen, die eigentlich wiederverwertet werden könnten.
Die Bilanz sei deshalb durchzogen, schlussfolgert das Bundesamt für Umwelt. Die Menge Abfall aus den einzelnen Haushalten ist in den letzten 10 Jahren zwar beträchtlich zurückgegangen, um rund 30 Prozent. Dies sei durch die Bemühungen zur Förderung des Recyclings zustande gekommen.
Doch der Schein trügt, denn die Menge Abfall, die insgesamt in der Schweiz anfällt, bleibt relativ stabil. Das könnte auch an unserem Lebensstil liegen, so Katrin Schneeberger. Sie ist Direktorin des Bundesamts für Umwelt Bafu. «Wir sind viel unterwegs, wir essen unterwegs, und auch dort produzieren wir Abfall.»
Die Schweiz gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Dementsprechend produzieren wir auch viel Abfall.
In der Summe heisst das: Die Schweiz gehört weltweit nach wie vor zu den unrühmlichen Spitzenreitern in Sachen Abfallmenge. «Die Abfallmenge hat eine hohe Verbindung mit dem Wohlstand eines Landes. Die Schweiz gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Dementsprechend produzieren wir auch viel Abfall.» Rund 6 Millionen Tonnen jährlich sind es. Etwa die Hälfte dieser Abfälle landet in der Kehrichtverbrennungsanlage – der Rest wird separat gesammelt und verwertet.
Regelmässige Untersuchungen
Das Bundesamt für Umwelt untersucht den Abfall seit 1982 alle zehn Jahre. Für das Jahr 2022 wurden rund 17 Tonnen Abfallsäcke aus 33 Gemeinden untersucht. Zum grössten Teil, zu über 35 Prozent, besteht diese Menge aus sogenannten biogenen Abfällen: Rüstabfälle, Gartenabfälle, aber auch Lebensmittel.
50 Kilogramm Lebensmittel werden pro Person pro Jahr weggeworfen. Das schmerze, sagt Schneeberger: «Das ist Arbeit, das ist Geld, das ist Energie und das ist Ressourcenverschwendung. Wir können bei uns selbst beginnen, indem wir nur einkaufen, was wir essen können und ein Joghurt noch essen, auch wenn das Verfalldatum abgelaufen ist, wenn es qualitativ noch gut ist.»
Sogar Batterien
Doch auch bei den Restaurants sieht die Direktorin des Bundesamtes für Umwelt Potenzial: «Man kann sich vorstellen, dass die Migros am Abend in der letzten Stunde nicht mehr das gesamte Sortiment anbieten muss, sondern nur noch gewisse Sachen. Man kann sich auch vorstellen, dass man in Restaurants zweimal schöpft, anstatt von Anfang an eine riesige erste Portion auszugeben.» Diese Massnahmen sind auch Teil des Aktionsplans gegen Lebensmittelverschwendung des Bundesrates.
Wir finden auch kleine Mengen an Elektroschrott und sogar Batterien.
Michel Monteil, Chef der Abteilung Abfall beim Bundesamt für Umwelt, gibt zudem zu bedenken: Gut 20 Prozent von allen Materialien, die im Abfall landen, könnten eigentlich rezykliert werden: «Das sind Papier, Karton, einzelne Plastikfraktionen, es sind Petflaschen, es sind Aludosen. Wir finden auch kleine Mengen an Elektroschrott und wir finden sogar Batterien, obwohl jeder und jede von uns die Pflicht hätte, diese zum Recycling zu bringen.»
Auch wenn sich die Schweiz stets als Recycling-Weltmeisterin rühmt: Monteil sieht noch Luft nach oben.